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Indeed-Umfrage: Mehr Home-Office als eigentlich erlaubt
Einige Unternehmen holen ihre Beschäftigten aus dem Home Office zurück ins Büro. Doch in vielen Fällen gibt es Ausnahmen - mit Billigung des Chefs.
Indeed-Umfrage: Mehr Home-Office als eigentlich erlaubt
Foto: Jens Büttner/dpa
vor 21 Stunden

Viele Menschen in Deutschland arbeiten mit Billigung ihrer Vorgesetzten mehr im Home Office, als dass die offiziellen Regelungen der jeweiligen Firmen hergeben würden. Das hat eine Umfrage im Auftrag der Jobseite Indeed unter 1000 Arbeitnehmern ergeben. Jeder Vierte darf bei guter Leistung mehr von zu Hause arbeiten, als es die offizielle Regelung vorsieht.

Dennoch ist mehr als die Hälfte der Befragten noch immer unzufrieden mit der Zeit, die außerhalb des Büros gearbeitet werden darf. Mehr als 40 Prozent würden sogar Gehaltseinbußen hinnehmen, wenn sie einen größeren Anteil ihrer Arbeitszeit im Home Office verbringen dürften. 

Lockere Prüfungen

Mehr als zwei Drittel gaben an, dass die Zeit im Home Office in ihrer Firma eigentlich klar geregelt ist. Die Einhaltung wird jedoch in mehr als der Hälfte der Fälle höchstens locker überprüft. Nur in Unternehmen mit festen Office-Tagen erfolge eine strengere Kontrolle. 

„Die Umfrage zeigt klar: Selbst Beschäftigte, die offiziell im Homeoffice arbeiten dürfen, empfinden die bestehenden Regelungen oft als zu starr oder unflexibel“, sagte die Indeed-Karriereexpertin Stefanie Bickert. Die Folge sei „eine stille Erosion der formellen Regeln durch informelle Absprachen mit Vorgesetzten oder die Terminierung von privaten Verpflichtungen auf Präsenztage.“

Eine Mehrheit von 54,5 Prozent gab in der Umfrage zu, private Termine wie etwa Arztbesuch bewusst auf Tage zu legen, in denen eigentlich Büro-Präsenz vorgesehen wäre - um sich so zusätzliche Home-Office-Tage zu erschleichen. 

Zur Kontaktpflege ins Büro

Die Umfrage zeigt aber auch: 62,5 Prozent der Homeoffice-Arbeiter entscheiden sich gelegentlich bewusst für mehr Präsenz als nötig, wenn sie darin einen Mehrwert sehen. Es gehe vor allem um Beziehungspflege (28,4 Prozent), Zugang zu informellen Informationen (23,3 Prozent) und Wechsel der Arbeitsumgebung (20 Prozent). Themen wie Chancen auf Beförderung (10,6 Prozent) und Sichtbarkeit der eigenen Leistung (17 Prozent) sind dagegen seltener Gründe, mehr am Unternehmenssitz zu arbeiten.

„Unternehmen, die versuchen, mit strengeren Anwesenheitsvorgaben zur Präsenz gegenzusteuern, laufen Gefahr, an der Lebenswirklichkeit ihrer Belegschaft vorbeizuplanen“, sagte Bickert. „Wer das Thema Remote Work nicht strategisch, sondern lediglich restriktiv behandelt, riskiert nicht nur Frust und Vertrauensverlust, sondern auch eine wachsende Kluft zwischen offizieller Policy und gelebter Praxis.“

QUELLE:DPA
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