Nach dem Bruch der Waffenruhe durch Israel haben zahlreiche Menschen in Tel Aviv gegen die Fortsetzung des Gaza-Krieges demonstriert. Der Krieg bedeute ein „Todesurteil für die Geiseln“, stand auf einem langen Banner, das Demonstranten vor sich hielten. „Warum sind sie immer noch in Gaza?“, fragten Teilnehmer der Proteste in Sprechchören. Es wird vermutet, dass sich noch 58 festgehaltene Israelis in Gaza befinden. Mehrere davon wurden bei Angriffen des israelischen Militärs getötet.
Israel hatte in der Nacht zum Dienstag die bislang schwersten Angriffe im Gazastreifen seit dem Inkrafttreten der Waffenruhe am 19. Januar durchgeführt. Mindestens 413 Menschen wurden nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Gaza getötet, mehr als 560 weitere wurden verletzt. Demnach handelt es sich bei den meisten Toten um Frauen, Kinder und ältere Menschen.
Kritik an geplanter Entlassung des Geheimdienstchefs
Die Proteste in Tel Aviv richteten sich auch gegen angekündigte Entlassung des Inlandsgeheimdienstchefs durch den Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu.
Netanjahu hatte am Sonntagabend in einer Videobotschaft die Entlassung von Schin-Bet-Chef Ronen Bar angekündigt. Als Grund nannte er einen „Mangel an Vertrauen“ in den Geheimdienstchef. Er wolle die Entscheidung diese Woche von der Regierung billigen lassen. Die Beziehungen zwischen den beiden gelten seit Längerem als belastet.
Generalstaatsanwältin Gali Baharav-Miara teilte am Sonntagabend mit, Netanjahu könne Bar nicht vor einer gründlichen juristischen Untersuchung der Umstände entlassen. Es bestehe die Sorge, „dass der Prozess durch Illegalität und Interessenkonflikte befleckt“ sei. Gegen Netanjahu läuft seit mehreren Jahren ein Korruptionsprozess.