Nach der Tötung eines Palästinensers mit US-Staatsangehörigkeit durch israelische Siedler im Westjordanland haben die USA eine Untersuchung des Vorfalls gefordert. „Ich habe Israel zu einer gründlichen Untersuchung des Mordes an Saif Musalat aufgefordert, einem US-Bürger, der zu Tode geprügelt wurde, als er seine Familie in Sindchil besuchte“, schrieb der US-Botschafter in Jerusalem, Mike Huckabee, im Onlinedienst X am Dienstag.
Die Verantwortlichen der „kriminellen und terroristischen Tat“ müssten zu Rechenschaft gezogen werden, forderte Huckabee und wies darauf hin, dass das Opfer erst 20 Jahre alt gewesen sei.
Nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums war Musalat am Freitag im Dorf Sindschil nördlich von Ramallah von israelischen Siedlern erschlagen worden. Ein zweiter Palästinenser erlitt demnach eine Schussverletzung und verblutete.
Zuvor hatte Musalats Familie Washington zu einer Untersuchung aufgefordert. Das US-Außenministerium müsse eine sofortige Untersuchung aufnehmen und die „israelischen Siedler zur Verantwortung ziehen“, die Musalat getötet hätten, so dessen Angehörige am Samstag.
Der in Florida geborene und lebende Musalat war nach Angaben seiner Familie im vergangenen Monat ins Westjordanland gereist, um Zeit mit seiner Verwandtschaft zu verbringen. Er habe ein Grundstück seiner Verwandten gegen israelische Siedler schützen wollen, „die versuchten es zu stehlen“, hieß es in einer von einer Anwältin veröffentlichten Erklärung. Der Familie zufolge hinderten Siedler einen Krankenwagen daran, den verletzten Musalat zu erreichen. Er sei gestorben, noch ehe er in ein Krankenhaus gebracht werden konnte.
Die israelische Armee behauptete, die Gewalt sei ausgebrochen, nachdem Palästinenser mit Steinen nach einer Gruppe von Israelis geworfen und zwei Siedler leicht verletzt hätten.
Aus Sindschil hatten AFP-Journalisten in der vergangenen Woche von einer neuen Welle der Gewalt berichtet. Israelische Behörden hatten kürzlich einen Zaun errichtet, durch den Teile von Sindschil von der zentralen Nord-Süd-Achse im Westjordanland abgeschnitten wurden.
Die Regierung unter US-Präsident Joe Biden hatte das Vorgehen israelischer Siedler in den Palästinensergebieten kritisiert und einige von ihnen mit Sanktionen belegt. US-Präsident Donald Trump hob diese Maßnahmen unmittelbar nach seinem Amtsantritt wieder auf. Auch Huckabee gilt als Befürworter israelischer Siedlungen in Palästinensergebieten.
Israelische Gewalt im besetzten Westjordanland
In dem seit 1967 von Israel besetzten Westjordanland hat sich die Lage seit Beginn des israelischen Vernichtungskrieges in Gaza deutlich verschärft. Nach Angaben palästinensischer Behörden wurden dort seit Beginn des Krieges im Oktober 2023 mindestens 998 Palästinenser von israelischen Soldaten oder extremistischen Siedlern getötet. Mehr als 7.000 Palästinenser wurden demnach verletzt und etwa 18.000 weitere verschleppt.
Im Westjordanland leben rund drei Millionen Palästinenser sowie etwa 700.000 Israelis in Siedlungen, die von den UN als völkerrechtswidrig eingestuft werden. Immer wieder kommt es dort zu Übergriffen auf Palästinenser durch extremistische Siedler und israelische Soldaten.
Der UN-Sicherheitsrat verabschiedete im Dezember 2016 eine Resolution, welche die israelischen Siedlungen im Westjordanland und Ost-Jerusalem als völkerrechtswidrig verurteilte. Gefordert wurde ein sofortiger Baustopp.