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Mülheim: Polizeieinsatz wegen Falschparkens eskaliert
Wegen Falschparkens wird die Polizei in Mülheim an der Ruhr zu einem Routineeinsatz gerufen. Es kommt zu Handgreiflichkeiten und Festnahmen. Über den Verlauf des Geschehens gibt es zwei Versionen – eine Polizei- und eine Opferversion.
Mülheim: Polizeieinsatz wegen Falschparkens eskaliert
Mülheim: Polizeieinsatz wegen Falschparkens eskaliert (Symboldbild) / DPA
18. August 2020

Eine Familie aus Mülheim an der Ruhr wirft Polizisten vor, bei einem Einsatz wegen Falschparkens Gewalt angewandt zu haben.

Die Polizei wird am 8. August an einem Samstagabend zu einem Routineeinsatz in die Oberhausener Straße in Mülheim an der Ruhr gerufen - ab dann eskaliert die Situation. Ein Auto hatte vor der Garage eines Hauses geparkt. Die Anwohner alarmierten die Polizei und der Abschleppdienst wurde benachrichtigt. Zwei Jugendliche im Alter von 17 und 22 Jahre – Söhne des Autobesitzers – schreiten ein. Sie fragen die Polizisten, was vorliegt. Nach eigenen Angaben werden sie von den Polizisten gleich brutal zurückgedrängt. Als die Mutter hinzueilt und die Polizisten auffordert, ihre Söhne nicht anzugreifen, wird auch sie von den Beamten zurückgedrängt.

Die Söhne wollen der Mutter zur Hilfe eilen und es kommt dabei zu einem Handgemenge. Es dauert nicht lange, bis der Vater am Einsatzort erscheint. Er akzeptiert das Falschparken und die Strafe. Als seine Frau und seine beiden Söhne von den Polizisten rabiat behandelt werden, will er helfen – und wird von Polizisten mit Handschellen festgenommen. Die türkische Familie hatte keine Chance, das Vergehen sachlich zu regeln. Laut Angaben der Mutter waren sechs bis sieben Polizeiwagen und etwa 20 Polizisten am Einsatzort. Der Routineeinsatz wegen Falschparkens mündete in Polizeigewalt. Das Gezerre wurde von einem unbeteiligten Jugendlichen mit dem Handy gefilmt und ist derzeit in den sozialen Netzwerken viral.

Polizeiversion des Tathergangs ganz anders

Ganz anders schildert die Polizei das Geschehen. Bei dem Einsatz sollen sich die Familienmitglieder soldarisiert, die Beamten bedrängt und angegriffen haben, so der Bericht im „Presseportal“ am 9. August. Als der Abschleppdienst das Fahrzeug versetzen wollte, seien zwei Jugendliche erschienen und hätten den Beamten zugerufen: „Ey, was macht ihr da mit dem Auto?“ Die Aufforderung, Abstand zu halten, hätten sie ignoriert. Sie sollen die Polizisten bedroht und attackiert haben.

Die Polizei habe Verstärkung gerufen, als weitere Familienmitglieder erschienen. Die Mutter habe die Beamten angeschrien und teilweise versucht, gewaltsam an die Söhne zu kommen. Einer der Söhne soll daraufhin dem Polizisten auf den Rücken gesprungen sein. Der andere Sohn habe mit Tritten und Kopfstößen versucht, die Polizisten zu verletzen. Die Angreifer seien daraufhin gefesselt und auf die Wache gebracht worden.

Nach den polizeilichen Maßnahmen wurde der erst 16-jährige Sohn freigelassen, während der Rest der Familie die Nacht in Gewahrsam verbringen musste. Laut Polizeiangaben wurden bei dem Einsatz drei Polizisten verletzt, blieben aber im Dienst.

Auch die türkische Familie ließ sich untersuchen und die Verletzungen ärztlich dokumentieren. Sie haben einen Anwalt eingeschaltet und wollen die Angelegenheit vor Gericht klären.

QUELLE:TRT Deutsch
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