Der türkische Außenminister Hakan Fidan hat erneut das Engagement von Türkiye für eine Vermittlung im Ukraine-Konflikt betont und unterstrichen, dass beide Seiten ihre unterschiedlichen Forderungen für eine Waffenruhe aufeinander abstimmen müssen.
Auf dem Weg nach Kiew erklärte Fidan gegenüber Journalisten, dass Türkiye ein „idealer Akteur“ für Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine zur Beendigung des mittlerweile dreijährigen Krieges sei. Besonders hob er die Bedeutung eines geeigneten Ortes für direkte Gespräche hervor. „Angesichts der aktuellen Umstände brauchen die Parteien einen Ort, an dem sie sich persönlich begegnen und an einen Tisch setzen können. In dieser Hinsicht ist Türkiye tatsächlich ein idealer Akteur“, sagte Fidan am Donnerstag.
Fidan betonte, dass diplomatische Erfolge davon abhängen, ob die Parteien bereit sind, miteinander zu sprechen und auch Ergebnisse zu erzielen. Als bedeutenden Schritt in diese Richtung nannte er den Austausch von 1.000 Gefangenen zwischen den Konfliktparteien. „Danach war es ebenfalls ein wichtiger Schritt, dass beide Seiten zum ersten Mal ihre Positionen für eine Waffenruhe schriftlich festgehalten und einander übermittelt haben, um die Verhandlungen fortzusetzen“, fügte er hinzu.
Der Außenminister rief die Konfliktparteien dazu auf, ihre Verhandlungspositionen offiziell zu erklären und vorzulegen. Dabei verwies er auf den Gefangenenaustausch nach den Istanbuler Friedensgesprächen, bei dem jeweils 1.000 Militärangehörige ausgetauscht wurden.
Friedensbemühungen von Türkiye auch in Moskau übermittelt
Fidan erklärte, dass die türkische Seite bei seinem jüngsten Besuch in Russland erneut auf die Bemühungen von Ankara hingewiesen habe, einen Beitrag zur Beendigung des Krieges zwischen Moskau und Kiew zu leisten.
„Als bedeutendes Land in der Region haben wir von Anfang an nicht nur versucht, den Krieg zu stoppen, sondern auch alle seine Dimensionen aufmerksam verfolgt. Wir haben unsere Vorstellungen darüber mitgeteilt, welche realistischen Rahmenbedingungen eine Waffenruhe möglich machen könnten“, so Fidan.
„Derzeit haben beide Seiten verschiedene öffentliche Erklärungen abgegeben. Zuletzt hat Dmitri Peskow, der Sprecher des Kremls, im Namen Moskaus eine Stellungnahme veröffentlicht. Dort wurde erklärt, dass sie eine Antwort auf den Vorschlag erwarten, den sie für den 2. Juni angekündigt haben.“
Fidan kündigte an, in Kiew unter anderem den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und weitere ukrainische Vertreter zu treffen. „Wie zuvor in Russland werden wir auch in der Ukraine erneut die Position von Türkiye, unsere Einschätzungen und die Dringlichkeit einer Waffenruhe ansprechen. Wir haben eigene Beobachtungen, werden aber auch deren Einschätzungen entgegennehmen.“
„Grundsätzlich wollen beide Seiten einen Waffenstillstand – niemand würde öffentlich sagen, er sei dagegen. Das ließe sich der Weltöffentlichkeit nur schwer vermitteln. Moralisch bringt das niemanden weiter. Doch auf der anderen Seite haben beide Seiten unterschiedliche Forderungen an eine Waffenruhe. Diese Positionen müssen in Einklang gebracht werden – genau das ist Aufgabe von Verhandlungen und Vermittlung. Und je mehr diese Positionen abgestimmt werden, desto mehr werden die Parteien auch direkt aufeinandertreffen müssen“, so Fidan abschließend.