Die israelische Armee hat offenbar 250.000 Palästinenser aus dem Flüchtlingslager Dschaibalija im Norden des Gazastreifens in sogenannte humanitäre Zonen vertrieben. Das berichtet die israelische Nachrichtenseite Walla und beruft sich dabei auf anonyme Informanten aus Sicherheitskreisen. Wo sich diese Zonen befinden, wird nicht genannt.
Die massenhafte Vertreibung soll aber Teil des israelischen Großangriffs „Gideons Streitwagen“ sein. Die Vertreibung geschehe im Rahmen des Kampfes gegen Widerstandsgruppen, die sich dort ober- und unterirdisch verschanzten, so der Bericht.
In der Vergangenheit war der Küstenabschnitte zwischen Chan Yunis und Deir al-Balah zu einer humanitären Zone erklärt worden. Doch auch dort wurden örtlichen Angaben zufolge bereits Hunderte Zivilisten bei israelischen Angriffen getötet.
Israelische Regierungsvertreter hatten zuletzt angekündigt, Teile Gazas dauerhaft besetzten zu wollen. Laut israelischen Medien existiert ein Plan, innerhalb der kommenden zwei Monate 75 Prozent des Gazastreifens militärisch einzunehmen.
Hungersnot in Gaza
Israel führt seit Oktober 2023 einen Vernichtungskrieg in Gaza. Laut palästinensischen Angaben wurden dabei bislang mehr als 54.300 Menschen getötet – größtenteils Frauen und Kinder. Demnach wurden mehr als 120.000 Menschen verletzt.
Nach Schätzungen palästinensischer Behörden liegen mindestens 11.000 Menschen unter den Trümmern und können nicht geborgen werden. Die Dunkelziffer der getöteten Palästinenser wird von Experten auf rund 200.000 beziffert.
Hilfsorganisationen warnen seit Monaten vor einer akuten Hungersnot in dem palästinensischen Küstenstreifen mit rund 2,3 Millionen Einwohnern. Der UN-Nothilfekoordinator Tom Fletcher warf Israel eine erzwungene Aushungerung der Bevölkerung vor, was ein Kriegsverbrechen darstelle.
Amnesty International wirft Israel einen Völkermord an der Zivilbevölkerung Gazas vor. Auch Francesca Albanese, UN-Sonderberichterstatterin für Palästina, spricht von einem laufenden Genozid.
Der Internationale Gerichtshof (IGH) kam zu dem Schluss, dass die palästinensische Bevölkerung in Gaza einer Gefahr des Völkermords ausgesetzt ist.
Im November hatte der Internationale Strafgerichtshof (IStGH) Haftbefehle gegen Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu und Ex-Verteidigungsminister Yoav Gallant erlassen. Ihnen werden Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit vorgeworfen.