Türkiye hat nach Angaben von Präsident Recep Tayyip Erdoğan mit den USA Verhandlungen über einen erneuten Zugang zum F-35-Kampfjet-Programm geführt. Das Thema sei beim NATO-Gipfel in Den Haag auch in Gesprächen mit US-Präsident Donald Trump angesprochen worden, sagte Erdoğan am Donnerstag auf dem Rückflug aus den Niederlanden.
Ankara strebt demnach an, sich erneut an dem milliardenschweren Projekt zu beteiligen, aus dem Türkiye zuvor trotz finanzieller Beteiligung ausgeschlossen wurde. „Wir haben auf die F-35 nicht verzichtet“, betonte Erdoğan. Türkiye war eines von acht Partnerländern der USA bei der Entwicklung des Mehrzweckjets.
„Das F-35-Programm ist ebenso politisch wie technisch“, so der türkische Staatschef weiter. Die Entscheidung, Türkiye aus dem Projekt auszuschließen, sei aus Sicht Ankaras nicht mit dem Geist der Allianz vereinbar. Technische Gespräche über eine Rückkehr zum Programm liefen bereits.
Hintergrund des Ausschlusses ist der Ankauf des russischen Luftabwehrsystems S-400 durch Türkiye. Erdoğan wies jedoch darauf hin, dass dieses Thema bei seinen Gesprächen mit Trump keine Rolle mehr gespielt habe. „Das ist für uns eine abgeschlossene Sache.“
Stattdessen setze Türkiye auf den Aufbau eines eigenen Luftverteidigungssystems. „Unsere Verteidigung endet nicht mit den S-400“, erklärte Erdoğan. Neben nationalen Systemen wie SIPER, HISAR und SUNGUR verwies er auch auf das im Inland entwickelte Kampfflugzeug KAAN. Man arbeite an einem umfassenden „System von Systemen“, das die technologische Unabhängigkeit stärken solle.
NATO-Gipfel: Türkiye will Verteidigungskooperation ausbauen
Im Rahmen des NATO-Gipfels lobte Erdoğan die Vereinbarung, die Verteidigungsausgaben in den kommenden zehn Jahren auf fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu erhöhen. Türkiye gehöre bereits zu den Staaten, die dem Ziel am nächsten seien. Er sprach sich zugleich für die Aufhebung von Exportbeschränkungen und Hindernissen in der sicherheitspolitischen Zusammenarbeit unter Bündnispartnern aus.
Zudem kündigte Erdoğan an, dass Türkiye Gastgeber des NATO-Gipfels im Jahr 2026 sein werde.
Friedensinitiative im Ukraine-Krieg: Türkiye will Vermittlung fortsetzen
Bezüglich des Ukraine-Kriegs bekräftigte Erdoğan die Rolle Ankaras als Vermittler. Türkiye halte am Ziel fest, den unterbrochenen Istanbul-Prozess wiederzubeleben und eine dritte Runde der Friedensgespräche auszurichten. „Selbst wenn alle anderen den Frieden aufgeben, wir tun es nicht“, so Erdoğan. Sowohl Kiew als auch Moskau hätten weiterhin Vertrauen in Türkiye als Vermittler.
Laut Erdoğan hat auch Trump während eines bilateralen Gesprächs am Rande des NATO-Gipfels seine Unterstützung für eine mögliche Gipfelrunde signalisiert. „Wenn Putin nach Istanbul oder Ankara kommt, um eine Lösung zu finden, dann komme ich auch“, habe Trump erklärt.