Ein Bericht der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs hat systematische sexualisierte Gewalt innerhalb der Erzdiözese Würzburg aufgedeckt. Zwischen 1945 und 2019 sollen mindestens 226 Kinder und Jugendliche Opfer sexueller Übergriffe geworden sein. Die tatsächliche Zahl der Betroffenen dürfte laut Einschätzung der Kommission deutlich höher liegen.
Laut dem veröffentlichten Dokument, das auf der Website der Kommission und in mehreren Medienberichten bestätigt wird, konnten 51 mutmaßliche Täter identifiziert werden – darunter 43 katholische Geistliche. Insgesamt geht die Kommission von mindestens 449 konkreten Straftaten aus. In Wirklichkeit könnten es laut Schätzungen der Fachleute mehr als 3.000 Taten sein.
Der amtierende Würzburger Bischof Franz Jung zeigte sich tief erschüttert. In einer Stellungnahme nannte er das Ausmaß der Taten „beschämend und schockierend“ und räumte schwere Versäumnisse im Umgang mit den Betroffenen ein. Er betonte, die Kirche habe vielfach nicht im Sinne des Opferschutzes gehandelt. Jung ist seit 2018 im Amt.
Sein Vorgänger, Bischof em. Friedhelm Hofmann (2004–2017), räumte in einer Erklärung persönliche Versäumnisse ein. Es habe, so Hofmann, „an Achtsamkeit gegenüber den Betroffenen, an Entschlossenheit im Umgang mit Tätern und an einem sensiblen Umgang mit Hinweisen“ gefehlt. Er bat die Opfer um Vergebung.
Auch in anderen deutschen Bistümern laufen derzeit umfangreiche Aufarbeitungsprozesse. In vielen Diözesen wurden unabhängige Kommissionen und Betroffenenbeiräte eingerichtet, um die Verantwortung der Kirche transparent aufzuarbeiten.