Die Palästinenser im besetzten Westjordanland sind laut einem Bericht des israelischen Senders Kanal 12 einer dramatischen Zunahme von Übergriffen durch jüdisch-extremistische Siedler sowie einem massiven Anstieg illegaler Siedlungsaktivitäten ausgesetzt. Seit dem Amtsantritt der Regierung von Benjamin Netanjahu Ende 2022 ist demnach die Zahl der illegalen Außenposten von 128 auf 178 gestiegen. Das entspricht einem Zuwachs von rund 40 Prozent.
Zugleich habe es eine beispiellose Zerstörungswelle von palästinensischen Häusern gegeben. Der Sender veröffentlichte seinen Bericht zwei Tage nachdem 14 Minister aus Netanjahus Likud-Partei sowie Knesset-Präsident Amir Ohana in einem Schreiben die sofortige Annexion des besetzten Westjordanlandes forderten.
Ende Juni hatten Siedler im Dorf Kufr Malik im zentralen Westjordanland drei Palästinenser getötet und sieben weitere verletzt.
Kanal 12 erklärte, Ziel der neuen Außenposten, Straßenbauprojekte und Abrisse sei es, „die jüdische Kontrolle über das Gebiet zu stärken und eine Zwei-Staaten-Lösung faktisch zu verhindern“. Kein Kabinett habe den Siedlungsbau derart gefördert wie das aktuelle, zitierte der Sender den Vorsitzenden der rechtsextremistischen Siedlerorganisation Regavim, Meir Deutsch. Israel verwalte „Judäa und Samaria erstmals wie ein Hausherr“, so Deutsch mit Bezug auf das besetzte Westjordanland.
Illegale Siedlungsaußenposten
Mindestens 50 neue illegale Außenposten sind laut dem Bericht seit Beginn der Legislatur angekündigt worden. Davon existierten laut Erhebung 19 bereits, sieben seien Weidefarmen, 14 Nachbarschaften in bestehenden Siedlungen und zehn bisher nur auf dem Papier.
Zudem sei der Bau in den bestehenden illegalen Siedlungen in den vergangenen zweieinhalb Jahren auf ein Rekordniveau gestiegen – insbesondere seit Anfang 2025. Insgesamt seien 41.709 Wohneinheiten genehmigt worden, mehr als in den sechs Jahren vor Amtsantritt der aktuellen Netanjahu-Regierung.
Bis Ende 2024 hat sich demnach die Gesamtzahl illegaler Außenposten im Westjordanland auf 214 erhöht, davon seien 66 während des israelischen Vernichtungskriegs im Gazastreifen errichtet worden.
Laut Kanal 12 hat sich die Zahl neuer Außenposten in den ersten beiden Jahren der Netanjahu-Regierung im Vergleich zu den zwei Jahren davor um 300 Prozent erhöht. Die meisten davon seien landwirtschaftliche Außenposten, die große Flächen einnähmen – insbesondere im Zentrum und Osten des Westjordanlands. Aktuell sollen sie etwa 787 Quadratkilometer abdecken.
Der israelische Sender verwies zudem auf einen Anstieg der Siedlerbevölkerung: Zwischen 2013 und 2023 sei deren Zahl von 374.000 auf 517.000 gestiegen – ein Zuwachs um 38 Prozent, basierend auf Angaben des Siedlerrats Yesha.