Angesichts des gegenseitigen Beschusses zwischen dem Iran und Israel hat die iranische Luftfahrtbehörde den Luftraum Staatsmedien zufolge vorerst geschlossen. „Bis auf Weiteres werden keine Flüge an den Flughäfen im Land stattfinden, um die Sicherheit der Passagiere zu garantieren“, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Irna am Samstag.
Zwei Tage nach Beginn der israelischen Großangriffe auf iranisches Territorium bleibt eine Deeskalation in der Region weiter aus. Teheran reagierte in der Nacht mit Raketen- und Drohnenangriffen auf militärische Ziele in Israel.
Zuvor hatte Israel in der Nacht zu Freitag massive Angriffe auf iranische Atomanlagen und wichtige militärische Orte gestartet. Nach Angaben des iranischen UN-Botschafter Amir Saeid Iravani wurden dabei mindestens 78 Menschen getötet, darunter hochrangige Militärs und Wissenschaftler. Die überwiegende Mehrheit davon seien jedoch Zivilisten, darunter Frauen und Kinder, sagte Iravani am Freitag vor dem UN-Sicherheitsrat in New York. Über 320 weitere Menschen seien verletzt worden.
IAEA: Anlage für Uran-Anreicherung teilweise zerstört
Israel ist die einzige Atommacht in der Region und nahm vor allem Irans Atomprogramm ins Visier. Getroffen wurden nach israelischen Angaben mehr als 100 strategisch wichtige Orte unter anderem in den Millionenstädten Teheran, Tabris und Schiras sowie die Uran-Anreicherungsanlage Natans.
Der oberirdische Teil der Anlage in Natans, in der Uran auf bis zu 60 Prozent angereichert werde, sei zerstört worden, sagte der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Rafael Grossi, im UN-Sicherheitsrat. Für Kernwaffen wird ein Reinheitsgrad von gut 90 Prozent benötigt. Der Iran habe zudem mitgeteilt, dass auch die Atomanlagen in Isfahan und Fordo angegriffen worden seien, sagte Grossi.
Führende iranische Militärs und Wissenschaftler getötet
Laut iranischen Angaben wurden bei dem israelischen Großangriff auch führende Köpfe des eigenen Militärs getötet, darunter der Kommandeur der mächtigen Revolutionsgarden, Hussein Salami, der Generalstabschef Mohammed Bagheri und der Kommandeur der Luftstreitkräfte der Revolutionsgarden, Brigadegeneral Amir Ali Hadschisadeh.
Zudem wurden iranischen Berichten zufolge mindestens sechs führende Wissenschaftler und Professoren aus den Bereichen Nuklearforschung und Physik bei Angriffen auf ihre Wohnungen in Teheran getötet.
UN-Chef fordert Ende der gegenseitigen Angriffe
UN-Generalsekretär António Guterres rief beide Länder eindringlich zur Deeskalation auf. „Israelische Bombardierung iranischer Nuklearanlagen. Iranische Raketenangriffe auf Tel Aviv. Genug der Eskalation“, schrieb er auf X. Frieden und Diplomatie müssten sich durchsetzen.
Warnung vor Flächenbrand
„Noch nie war die Region so nah an einem ausgewachsenen Flächenbrand wie jetzt“, sagte Ali Vaez, Leiter der Iran-Abteilung beim Thinktank International Crisis Group, dem arabischen Sender Al-Dschasira.