Diskriminierungserfahrungen haben einer Studie der IKK classic zufolge Auswirkungen auf die Gesundheit. Betroffene leiden demnach deutlich häufiger unter Essstörungen, Migräne oder Depressionen, teilte die Krankenkasse am Dienstag mit. Das Risiko, einen Zusammenbruch oder einen Burnout zu erleiden, ist 3,4 Mal höher. Ähnlich hoch sind die erhöhten Risiken für Migräne mit 3,0 und Angststörungen mit 2,8.
Nur zehn Prozent stecken Erfahrungen gesundheitlich weg70 Prozent der Menschen mit starken Diskriminierungserfahrungen gaben an, in den vergangenen zehn Jahren an Schlafstörungen gelitten zu haben. Bei nicht diskriminierten Befragten waren es hingegen nur 30 Prozent. Je stärker die Erfahrungen waren, desto ungesünder fühlen sich die Betroffenen. Nur zehn Prozent der stark von Diskriminierung Betroffenen fühlen sich rundum gesund. Bei Menschen ohne diese Erfahrung liegt der Wert bei 33 Prozent.
Mit rund 60 Prozent sei mehr als jeder zweite Mensch in Deutschland von Vorurteilen und Diskriminierung betroffen. Die meisten Menschen sind sich laut Studie auch der Existenz von Vorurteilen bewusst. 74 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass jedermann bereit sein sollte, die eigenen Vorurteile zu überwinden.
Diskriminierung: „Ein gesellschaftliches und ein medizinisches Problem“
Im Gegenzug gaben nur 38 Prozent an, selbst Vorurteile zu haben. Mindestens jeder Dritte bezeichnete Vorurteil als großes Problem. Vor allem Jüngere unter 35 Jahren und Frauen haben laut Studie neben den Betroffenen ein höheres Problembewusstsein.
Fast jeder dritte Befragte erlebte sogar schon einmal körperliche Gewalt. 90 Prozent haben Erfahrungen mit sogenannten Mikroaggressionen wie Tuscheln oder unhöflicher Behandlung gemacht. Von Letzterem sind vor allem LGBTIQ-Menschen betroffen. Das englische Kürzel LGBTI steht für lesbisch, schwul, bisexuell, transgender und intersexuell. Das Q steht außerdem für „queer“.
„Diskriminierung ist ein großes Problem – ein gesellschaftliches und ein medizinisches“, erklärte der IKK-classic-Vorstandsvorsitzende Frank Hippler. Der respektvolle Austausch sowie ein wertschätzender Umgang mit Anderen seien wichtige Faktoren, „damit aus Vorurteilen erst gar kein diskriminierendes Verhalten entsteht“.
Mindestens fünf Kontakte helfen beim Überwinden von VorurteilenDie Autoren der Studie empfahlen, Kontakte mit anderen sozialen Gruppen aufzubauen, um diskriminierendes Verhalten zu reduzieren. Mindestens fünf Kontakte seien laut Faustregel nötig, um ein Vorurteil abzubauen. Für die Studie des Rheingold-Instituts für die IKK classic wurden 40 Einzelinterviews mit Menschen ab 18 Jahren geführt. Die Hypothesen wurden anschließend mit einer Befragung von 1527 Menschen überprüft.