Der israelische Inlandsgeheimdienstchefs Ronen Bar hat in dem seit Wochen andauernden Konflikt mit Ministerpräsident Benjamin Netanjahu schwere Vorwürfe gegen den Regierungschef erhoben. Netanjahu habe von ihm persönliche Loyalität verlangt, zitierte die Zeitung „The Times of Israel“ aus einer eidesstattlichen Erklärung, die der Leiter des Inlandsnachrichtendienstes Schin Bet bei Gericht eingereicht hatte. Der Ministerpräsident habe gefordert, dass Bar im Falle einer Verfassungskrise ihm gehorche und nicht dem Obersten Gericht.
Er wies zudem Netanjahus Vorwurf zurück, er habe bereits kurz vor dem 7. Oktober 2023 von den Plänen der Hamas gewusst und es versäumt, den Ministerpräsidenten rechtzeitig zu warnen. Bars eidesstattliche Erklärung sei voller Lügen, schrieb Netanjahu daraufhin auf der Nachrichtenplattform X.
Das Kabinett hatte Bar auf Vorschlag von Netanjahu am 21. März entlassen. Später entschied das Oberste Gericht allerdings, dass der Schin-Bet-Chef im Amt bleiben müsse und seine Befugnisse nicht eingeschränkt werden dürften, bis es eine finale Entscheidung in dem Fall gibt.
Netanjahu hatte die Entlassung Bars mit einem „Mangel an Vertrauen“ in den Geheimdienstchef begründet. Kritiker werfen Netanjahu jedoch vor, sich in der Frage in einem Interessenkonflikt zu befinden. Bars Entlassung löste Massenproteste aus.
Die Beziehungen zwischen Netanjahu und Bar galten seit längerem als belastet. In einer Untersuchung des Geheimdienstes über die Fehler, die zu den Vorfällen am 7. Oktober 2023 geführt hatten, ist auch Netanjahus Rolle kritisch beleuchtet worden.