Gesellschaft
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Todesfahrt in Mannheim - Tatverdächtiger offenbar Rechtsextremist
In Mannheim ist ein Mann mit seinem Auto in eine Menschenmenge gerast - zwei Menschen starben, elf weitere wurden verletzt. Der Tatverdächtige soll mehrfach vorbestraft gewesen sein, unter anderem wegen eines rechtsextremen Hasskommentars im Netz.
Todesfahrt in Mannheim - Tatverdächtiger offenbar Rechtsextremist
Polizeiermittlungen am Tatort in Mannheim
4. März 2025

Ein 40-jähriger Deutscher ist am Montag mit einem Kleinwagen durch eine Fußgängerzone in Mannheim gerast und hat dabei zwei Menschen getötet. Elf Menschen wurden verletzt, fünf davon schwer, wie die Polizei mitteilte. Der Tatverdächtige wurde festgenommen, es gebe „konkrete Anhaltspunkte auf eine psychische Erkrankung des Täters“, sagte Staatsanwalt Romeo Schüssler am Abend auf einer Pressekonferenz. Demnach war der Mann mehrfach vorbestraft, unter anderem wegen eines Hasskommentars unter einem als rechtsextrem eingestuften Bildes im Onlinedienst Facebook.

Trotz dieser Vorstrafe aus dem Jahr 2018 könne nach bisherigen Erkenntnissen ausgeschlossen werden, „dass es sich um eine politisch motivierte Tat handelt“, sagte Schüssler. Es gebe außer diesem einen Kommentar „keine weiteren Anhaltspunkte für eine Gesinnung“. Es würden nun die Wohnung des Mannes in Ludwigshafen sowie seine Nutzerkonten in Onlinenetzwerken durchsucht, um nach weiteren Hinweisen zu suchen.

Der Tatverdächtige habe bisher nicht vernommen werden können, sagte der Präsident des Landeskriminalamtes, Andreas Stenger. Es gebe Hinweise darauf, dass der Mann sich vor seiner Festnahme mit einer Schreckschusspistole in den Mund geschossen habe. Er habe entsprechende Verletzungen aufgewiesen.

Die Bluttat spielte sich laut Polizei am Mittag um kurz nach 12.00 Uhr ab. Der Tatverdächtige fuhr durch die Menschenmenge in der Fußgängerzone in Mannheims Innenstadt - „mit sehr hoher Geschwindigkeit“, wie Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) sagte. Ein Tatort war der zentral gelegene Paradeplatz. Bei den beiden Opfern handelt es sich um eine 83-jährige Frau und einen 54-jährigen Mann.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) reiste zum Tatort und sprach am Abend von einem „Horror am hellichten Tag - an einem Tag mit schönem Wetter, wenn viele draußen sind“. Mannheims Bürgermeister Christian Specht sprach von einer „abscheulichen Tat“ und einer „schweren Tragödie“.

Landesinnenminister Strobl sagte, die Ermittlungen zu den Beweggründen des Täters liefen auf Hochtouren. Hinweise auf einen politischen Hintergrund gebe es nicht - die Motivation könnte „eher in der Person des Täters selber begründet sein“. 

„Wir werden absolute Sicherheit nicht geben können“, fügte Strobl hinzu. „Wir können unsere Innenstädte nicht zu umzäunten Zonen machen.“ Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne), der ebenfalls am Tatort war, sagte: „Wir tun, was der Staat tun kann, um seine Bürgerinnen und Bürger zu schützen.“ 

In der Universitätsklinik Mannheim wurden drei der Verletzten behandelt, darunter ein Kind. Den Angaben zufolge wurden sie „mit einer hohen medizinischen Dringlichkeit eingestuft“ und akutmedizinisch versorgt. Auch eine Notfallbetreuung unter anderem durch die Klinikseelsorge wurde in der Universitätsklinik eingerichtet.

Die Bluttat von Mannheim löste in der deutschen Politik Bestürzung aus - und ließ erneut Forderungen nach mehr Sicherheit laut werden. „Erneut trauern wir mit den Angehörigen der Opfer einer sinnlosen Gewalttat und bangen um Verletzte“, schrieb Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) am Montag im Kurznachrichtendienst X. „Damit können wir uns nicht abfinden.“

CDU-Chef Friedrich Merz schrieb: „Der Vorfall - wie auch die schrecklichen Taten der vergangenen Monate - mahnt uns eindringlich: Wir müssen alles tun, um solche Taten zu verhindern.“ Deutschland müsse „wieder ein sicheres Land werden“, schrieb er weiter auf X. „Dafür werden wir mit aller Entschlossenheit arbeiten.“ 

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sprach den Angehörigen der Opfer sein „tiefes Mitgefühl“ aus. „Es ist furchtbar, was sie durchmachen müssen“, ließ Steinmeier, der sich in Paraguay aufhielt, über eine Sprecherin mitteilen. Den Verletzten wünschte er rasche Genesung. Der Bundespräsident bedankte sich zudem bei den Einsatzkräften der Polizei und Rettungsdienste.

Die Polizei schaltete ein Hinweistelefon. Zeugen mit sachdienlichen Hinweise zum Tathergang sollten sich dorthin wenden. Zudem sollte ein Hinweisportal freigeschaltet werden, auf dem Zeugen Bild- und Videomaterial für Ermittlungszwecke hochladen können.

Gleichzeitig riefen die Ermittler dazu auf, diese Bilder nicht zu teilen. Außerdem warnte die Polizei vor zahlreichen Falschnachrichten im Zusammenhang mit der Tat.

Erst vor zweieinhalb Wochen war in München ein Mann aus Afghanistan mit einem Auto in eine Verdi-Demonstration gerast, dort gab es zwei Tote. In Magdeburg war am 20. Dezember ein islamfeindlicher Mann aus Saudi-Arabien mit seinem Auto auf dem dortigen Weihnachtsmarkt in eine Menschenmenge gefahren, sechs Menschen starben.


QUELLE:AFP
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