Das türkische Software- und Verteidigungsunternehmen Havelsan hat ein geschlossenes und sicheres System für künstliche Intelligenz (KI) mit dem Namen MAIN entwickelt. Das System wurde als interne Alternative zu offenen KI-Plattformen wie ChatGPT oder Gemini konzipiert und zielt darauf ab, sensible institutionelle Daten zu schützen. Dies erklärte ein Unternehmensvertreter gegenüber der Nachrichtenagentur Anadolu.
Arif Furkan Mendi, Direktor für Geschäftsentwicklung bei Havelsan, beschrieb MAIN als eine vollständig offline funktionierende KI-Plattform für den institutionellen Einsatz, die auf den internen Daten von Organisationen basiert und keine Verbindung zum Internet benötigt. „Es handelt sich um einen KI-Assistenten, der komplett ohne Internetverbindung arbeitet“, sagte Mendi auf der Rüstungsmesse IDEF 2025 in Istanbul.
Mit Blick auf die großen Datenmengen, über die staatliche Institutionen in Türkiye verfügen, betonte Mendi, dass es einer entsprechenden Infrastruktur bedarf, um diese Daten für KI-Anwendungen nutzbar zu machen. „Wir schaffen zunächst diese Infrastruktur. Mit MAIN nutzen wir sie, um Daten in diesen Big-Data-Umgebungen auszuwerten – als Assistent, der Institutionen hilft, hochwertigere Dienstleistungen zu erbringen und ihre Effizienz zu steigern“, erklärte er.
Zwar würden offene Chatbots wie Google Gemini oder OpenAI’s ChatGPT im Alltag häufig genutzt, doch seien sie als Werkzeuge für den institutionellen Einsatz nicht praktikabel – insbesondere mit Blick auf den Datenschutz. „Die Weitergabe solcher Daten und der Zugriff aus aller Welt über das Internet bergen erhebliche Risiken für die Cybersicherheit“, warnte Mendi.
Mit MAIN baue Havelsan eine Infrastruktur auf, die Institutionen sichere KI-Dienste ermögliche. „Die Daten bleiben vollständig innerhalb der Institutionen. Wir stellen die Infrastruktur auf eigenen Servern bereit und verhindern jegliche externe Weitergabe“, sagte er.
Zugleich ermögliche MAIN den Zugang zu den Vorteilen künstlicher Intelligenz – etwa höhere Effizienz und geringere Kosten. Neben dem MAIN-System habe Havelsan auch weitere KI-Modelle mit verschiedenen Parametervolumina entwickelt – darunter Modelle mit neun Milliarden, 70 Milliarden und noch mehr Parametern. „Wir setzen je nach Datenlage unterschiedliche Modelle ein und können damit verschiedene Anwendungsbereiche abdecken“, erklärte Mendi.
Das Unternehmen biete die technische Infrastruktur nicht nur für den militärischen Bereich, sondern auch zur Unterstützung von Softwareentwicklungsprozessen an. „Gemeinsam mit unserer Low-Code-Entwicklungsplattform ermöglichen wir die schnelle Erstellung von Benutzeroberflächen und Anwendungen“, so Mendi weiter.
KI-basierte Effizienz für öffentliche Daten
Angesprochen auf eine mögliche öffentliche Nutzung des MAIN-Systems, betonte Mendi, dass Havelsan gezielt auf die digitale Transformation im Staatssektor in Türkiye hinarbeite – insbesondere im Bereich Informations- und Kommunikationstechnologien. „Mit MAIN wollen wir zunächst öffentliche Institutionen transformieren, um große Mengen öffentlicher Daten sinnvoll nutzbar zu machen und die Effizienz zu steigern. In der Folge wollen wir diese Datenstruktur landesweit ausrollen und perspektivisch auch Endnutzern zugänglich machen“, erklärte er.
Havelsan ist ein Unternehmen im Bereich Software- und Systemlösungen mit Schwerpunkt auf Informations- und Verteidigungstechnologien. Das Unternehmen nimmt an der 17. Internationalen Verteidigungsmesse IDEF 2025 in Istanbul teil und präsentiert dort eine breite Palette an Produkten und Dienstleistungen – darunter domänenübergreifende Führungs- und Kontrollarchitekturen, KI-gestützte Entscheidungsunterstützungssysteme, Mann–Maschine-Teams sowie hybride Einsatzstrukturen.
Die Messe findet parallel an mehreren Standorten in Istanbul statt – im Istanbul Messezentrum, am Atatürk-Flughafen, im WOW Hotel und an der Ataköy Marina.
Organisiert wird die sechstägige Veranstaltung von KFA Fuarcılık mit Unterstützung des Präsidiums für Verteidigungsindustrie (SSB) und der Stiftung der Türkischen Streitkräfte (TSKGV). Die Nachrichtenagentur Anadolu ist offizieller globaler Kommunikationspartner der Messe.
An der diesjährigen IDEF nehmen Minister, Generalstabschefs, Kommandeure und hochrangige Vertreter aus 103 Ländern teil. 44 Länder sind mit eigenen Ausstellungsständen vertreten. Insgesamt präsentieren sich über 900 inländische und 400 internationale Rüstungsunternehmen.