Die Harvard-Universität hat mehreren Berichten zufolge die Leiter des Zentrums für Nahoststudien (CMES) aus ihrer Position entlassen.
Der Direktor des Center for Middle Eastern Studies, der Professor für Türkiye-Studien, Cemal Kafadar, und die stellvertretende Direktorin, die Geschichtsprofessorin Rosie Bsheer, wurden laut der Studentenzeitung „The Harvard Crimson“ vom Interimsdekan für Sozialwissenschaften, David Cutler, zum Rücktritt gezwungen.
Kafadar ist Berichten zufolge für das akademische Jahr 2024/2025 beurlaubt worden. Demnach wird der Professor für globale Gesundheit, Salmaan Keshavjee, die Leitung des Zentrums für Nahoststudien übergangsweise übernehmen. Kafadar und Bsheer sollen ihre regulären Professuren an der Fakultät behalten.
Vorwürfe gegen das Center for Middle Eastern Studies
Hintergrund der Entwicklungen ist die wachsende Kritik innerhalb der Universität. Dem CMES wird von Teilen der Hochschulgemeinschaft eine „antisemitische Ausrichtung“ sowie die Vernachlässigung der „israelischen Perspektive“ in seiner Programmgestaltung vorgeworfen.
Als Reaktion auf diese Vorwürfe hat die Harvard-Universität begonnen, sich von Programmen zu distanzieren, die wegen mutmaßlicher Einseitigkeit oder offener Kritik an Israel ins Visier geraten sind.
Harvard Jewish Alumni Alliance gegen türkischen Professor
Ein im Mai veröffentlichter Bericht der Harvard Jewish Alumni Alliance hatte dem CMES vorgeworfen, Israel als kolonialen Siedlerstaat darzustellen und mit Begriffen wie Rassismus, Apartheid und Völkermord zu belegen. In dem Bericht der ehemaligen jüdischen Harvard-Studenten wird behauptet, der Fokus des Zentrums für Nahoststudien liege überproportional stark auf dem israelisch-palästinensischen Konflikt, während andere regionale Themen kaum Beachtung fänden.
Zudem listet das Papier eine Reihe als unausgewogen empfundener Veranstaltungen und Inhalte auf – darunter auch den Vorwurf, Kafadar habe sich gegenüber Studierenden mehrfach pro-palästinensisch geäußert.
Trump-Regierung übt Druck aus
Die Kontroverse wird durch den Druck der Trump-Regierung verstärkt, die die Universitäten aufgefordert hat, Programme, die sie für problematisch hält, zu überarbeiten oder abzuschaffen. Andere Einrichtungen haben als Reaktion auf die Forderungen bereits mit Änderungen begonnen.
So setzte die Harvard School of Public Health kürzlich ihre Forschungskooperation mit der Birzeit Universität im Westjordanland aus, nachdem entsprechende Aufforderungen wiederholt an sie herangetragen worden waren.