Der preisgekrönte israelische Schriftsteller David Grossman hat die Kriegsführung seines Landes im Gazastreifen als „Genozid“ bezeichnet. Viele Jahre lang habe er es vermieden, den Terminus „Genozid“ zu verwenden, sagte der Autor und Friedensaktivist der italienischen Zeitung „La Repubblica“ in einem am Freitag veröffentlichten Interview. Aber nun gebrauche er dieses Wort „mit unermesslichem Schmerz und einem gebrochenen Herzen“.
Der Autor von Romanen und Essays sagte über die Lage im Gazastreifen: „(...) nach den Bildern, die ich gesehen habe, und nachdem ich mit Menschen gesprochen habe, die dort waren, kann ich nicht anders, als es (das Wort ‚Genozid‘) zu gebrauchen.“
Grossman nannte es auch „niederschmetternd“, die Wörter „Israel“ und „Hungersnot“ zu verknüpfen, wegen der aufgrund des Holocaust „angeblichen (israelischen) Sensibilität für das Leiden der Menschheit“. Der 71-Jährige bezog sich damit auf die im Gazastreifen herrschende Hungersnot aufgrund unzureichender Hilfslieferungen, weil Israel diese behindert.
Grossman ist seit Langem ein Kritiker der israelischen Regierung. Seine Werke wurden in Dutzende Sprachen übersetzt, auch erhielt er zahlreiche internationale Preise. So wurde Grossman etwa in Deutschland im Jahr 2010 mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet, im vergangenen Jahr erhielt er den Heine-Preis der Stadt Düsseldorf.
Israelischer Vernichtungskrieg in Gaza
Israel führt seit Oktober 2023 einen Vernichtungskrieg in Gaza, der von palästinensischer Seite und Menschenrechtsorganisationen als Völkermord eingestuft wird. Nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums wurden in Gaza bislang mehr als 60.330 Menschen getötet, die meisten davon Frauen und Minderjährige. Demnach wurden mindestens 147.643 Menschen verletzt.
Laut Schätzungen von Experten der UN dürfte die tatsächliche Zahl der getöteten Palästinenser bis zu 200.000 betragen. Denn zahlreiche Palästinenser werden vermisst oder liegen unter den Trümmern eingestürzter Häuser und können nicht geborgen werden.
Nach palästinensischen Angaben starben bisher mindestens 160 Menschen in Gaza an Hunger und Mangelernährung – davon 90 Minderjährige. Denn Israel behindert weiterhin Hilfsorganisationen bei der Einfuhr von Lebensmitteln. Auch die Trinkwasserversorgung ist größtenteils zusammengebrochen.