In einem offenen Brief fordern rund 1000 aktive und ehemalige Reservisten der israelischen Luftwaffe die sofortige Rückkehr aller Geiseln aus dem Gazastreifen – „selbst wenn dies ein Ende des Krieges bedeutet“. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu reagierte empört und bezeichnete die Unterzeichner als „extremistische Randgruppe“.
In dem Schreiben heißt es, der Gaza-Krieg diene nicht länger „den offiziellen Kriegszielen“, sondern werde aufgrund von „politischen und persönlichen Interessen“ weitergeführt. „Die Fortsetzung des Krieges bringt den Tod von Geiseln, Soldaten und unschuldigen Zivilisten“, heißt es weiter in dem offenen Brief, der in israelischen Medien veröffentlicht wurde. Nur ein Abkommen könne eine sichere Rückkehr der Geiseln ermöglichen, militärischer Druck hingegen gefährde die Betroffenen zusätzlich.
Zu den Unterzeichnern gehört auch der ehemalige Generalstabschef der israelischen Armee, Dan Halutz. In dem Schreiben fordern die Reservisten zudem die israelische Öffentlichkeit auf, „sich zu mobilisieren und aktiv zu werden“.
Netanjahu: „Wollen die Gesellschaft von innen zerstören“
Indes warf Netanjahu den Unterzeichnern vor, Israels Gesellschaft zu spalten. Sie seien „eine Gruppe von Randextremisten, die erneut versuchen, die israelische Gesellschaft von innen zu zerstören“. Es gehe ihnen einzig darum, „die Regierung zu stürzen“. Die Gruppe vertrete weder die israelischen Soldaten noch die breite Öffentlichkeit, sagte er.
Verteidigungsminister Israel Katz erklärte, der Brief untergrabe die „Legitimität des israelischen Militäreinsatzes“ in Gaza. Er forderte die Armeeführung und die Leitung der Luftwaffe auf, entsprechend „angemessen“ auf den Brief zu reagieren. Wie die Tageszeitung Haaretz berichtet, hat der Chef der Luftwaffe bereits entschieden, die Unterzeichner aus dem Reservistendienst zu entlassen – genaue Zahlen wurden nicht genannt.
Vernichtungskrieg geht weiter
Nach israelischen Angaben befinden sich derzeit noch 59 Geiseln in Gaza, mindestens 22 davon sollen am Leben sein. Ihre Freilassung war Teil eines Plans zur zweiten Phase des im Januar vereinbarten Waffenstillstands und Gefangenenaustauschs, der zudem einen vollständigen Rückzug Israels aus dem Gazastreifen vorsah.
Doch seit dem 18. März hat die israelische Armee ihre Angriffe auf den Gazastreifen wieder verschärft. Seit dem Bruch der Waffenruhe hat Israel mehr als 1500 Palästinenser getötet und rund 3800 weitere verletzt.
Netanjahu kündigte vergangene Woche an, die tödlichen Angriffe auf die Palästinenser zu intensivieren. Parallel dazu laufen laut Berichten Bemühungen, den von US-Präsident Donald Trump angestoßenen völkerrechtswidrigen Plan umzusetzen, der eine Vertreibung der palästinensischen Bevölkerung aus dem Gazastreifen vorsieht.
Seit Beginn des israelischen Vernichtungskriegs im Oktober 2023 wurden nach palästinensischen Angaben mehr als 50.800 Menschen im Gazastreifen getötet – die Mehrheit davon Frauen und Kinder.