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UN: Lage in Gaza die schlimmste seit Kriegsbeginn
Die katastrophale Hungersnot in Gaza verschärft sich weiter. Laut der UN zeigen die begrenzt wiederaufgenommenen Lebensmittellieferungen kaum Wirkung. Zudem lasse Israel lediglich Mehl für Bäckereien passieren.
UN: Lage in Gaza die schlimmste seit Kriegsbeginn
Foto: Trt World / TRT World
31. Mai 2025

Die Lage im belagerten Gazastreifen ist nach Angaben der Vereinten Nationen seit Beginn des israelischen Vernichtungskrieges vor 19 Monaten schlimmer denn je geworden. Trotz der Wiederaufnahme begrenzter Hilfslieferungen habe sich die humanitäre Katastrophe kaum entschärft, warnte die UN am Freitag.

„Jede Hilfe, die Bedürftige erreicht, ist positiv“, sagte UN-Sprecher Stéphane Dujarric.
„Aber insgesamt hatten die Lieferungen bisher einen sehr, sehr geringen Effekt. Die katastrophale Lage in Gaza ist die schlimmste seit Beginn des Krieges.“

Unter wachsendem internationalen Druck hatte Israel vor zwölf Tagen seine elf Wochen andauernde Totalblockade geringfügig gelockert und begrenzte von der UN geführte Hilfslieferungen wieder zugelassen.

Am Montag startete zudem eine umstrittene neue Organisation, die von den USA und Israel koordinierte Gaza Humanitarian Foundation (GHF), mit ihrer Arbeit zur Verteilung von wenigen Hilfsgütern. Die UN sowie internationale Hilfsorganisationen lehnen eine Zusammenarbeit mit der GHF ab, da sie deren Unabhängigkeit bezweifeln und ihr vorwerfen, durch ihre Struktur die Selbstbestimmung der Palästinenser zu untergraben.

Israel drängt jedoch darauf, dass die UN künftig ausschließlich über die GHF arbeitet. Diese verlässt sich auf private US-amerikanische Sicherheits- und Logistikfirmen, um Hilfsgüter zu sogenannten „sicheren Verteilungsstellen“ in Gaza zu bringen – dort übernehmen angeblich zivil gekennzeichnete Teams die Ausgabe.

Zugang zu Nahrung massiv eingeschränkt

In den vergangenen zwölf Tagen konnten laut UN lediglich etwa 200 Lastwagen mit Hilfsgütern nach Gaza gebracht werden – ein Bruchteil des tatsächlich benötigten Bedarfs. Grund seien die Einschränkungen Israels und die fortgesetzte Bodeninvasion.

Mehrfach wurden Hilfstransporte sowie ein Lagerhaus des Welternährungsprogramms von verzweifelten Zivilisten geplündert. UN-Vertreter kritisieren zudem, dass Israel bestimmten Hilfsgütern kategorisch die Einfuhr verweigert.

„Die israelischen Behörden haben uns bisher nicht ein einziges fertig zubereitetes Gericht passieren lassen. Lediglich Mehl für Bäckereien wurde genehmigt. Selbst wenn es unbegrenzt erlaubt würde – was nicht der Fall ist – wäre es keine vollständige Ernährung“, erklärte Eri Kaneko, Sprecherin des UN-Nothilfebüros.

Der von den USA und Israel geplante „Hilfskorridor“ ist äußerst kompliziert: Erst prüft Israel alle Hilfsgüter, dann werden sie zur palästinensischen Seite des Grenzübergangs Karem Abu Salem gebracht, dort umgeladen und schließlich in den Gazastreifen transportiert.

Derzeit warten mehrere Hundert Lkw auf der palästinensischen Seite auf die Abholung durch die UN. Die israelische Militärkoordinationseinheit COGAT kritisierte öffentlich die UN für angebliche Verzögerungen. Die UN wies dies zurück und erklärte, die israelische Armee habe am Dienstag sämtliche Zugangsanträge zum Grenzübergang abgelehnt.

Erst am Donnerstag erhielten 65 Lkw grünes Licht. Doch wegen intensiver Angriffe mussten alle bis auf fünf umkehren. Die verbliebenen Lkw lieferten medizinische Güter in ein Feldlazarett, wurden dort jedoch sofort von hungernden Menschen überrannt.

Vernichtungskrieg in Gaza

Seit Oktober 2023 führt Israel einen brutalen Vernichtungskrieg im Gazastreifen durch. Über 54.320 Menschen wurden bisher nach offiziellen Angaben getötet – die Mehrheit davon Frauen und Kinder. Laut der palästinensischen Nachrichtenagentur WAFA werden zusätzlich rund 11.000 Menschen unter den Trümmern zerstörter Häuser vermutet.

Internationale Experten gehen sogar davon aus, dass die tatsächliche Opferzahl bei etwa 200.000 liegen könnte. Hilfsorganisationen warnen unablässig vor einer drohenden Hungersnot für die mehr als 2,3 Millionen Bewohner der Enklave.

Im November 2024 hatte der Internationale Strafgerichtshof Haftbefehle gegen den israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu und den ehemaligen Verteidigungsminister Yoav Gallant wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit erlassen. Zudem muss sich Israel vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag wegen einer Völkermord-Klage Südafrikas verantworten.


QUELLE:TRT World
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