Das UN-Palästinenserhilfswerk UNRWA hat für die Lieferung dringend benötigter Hilfsgüter die Öffnung aller Grenzübergänge in den Gazastreifen gefordert. Es brauche eine „Flut“ an Hilfslieferungen, um eine Verschärfung der Hungerkrise unter der Bevölkerung in dem abgeriegelten Küstenstreifen zu verhindern, erklärte UNRWA auf der Plattform X. Dafür seien mindestens 500 bis 600 Lastwagen mit Gütern täglich nötig.
Die UN-Organisation begrüßte die am Samstag von Israel angekündigten Maßnahmen, um die Lieferung von mehr humanitärer Hilfe in den Gazastreifen zu ermöglichen. Man hoffe, dass UNRWA nun „endlich Tausende Lastwagen mit Lebensmitteln, Medikamenten und Hygieneartikeln“ aus Jordanien und Ägypten in den Gazastreifen bringen könne, sagte die Organisation weiter.
Nach einer monatelangen faktischen Blockade durch Israel haben am Sonntag erstmals wieder größere Hilfslieferungen den Gazastreifen erreicht. Zudem kündigte Israel an, bis auf Widerruf jeden Tag von 10.00 bis 20.00 Uhr Ortszeit eine selbst erklärte humanitäre Feuerpause in Teilen des Gebiets einzuhalten. Außerdem sollen von 6.00 bis 23.00 Uhr Ortszeit Korridore eingerichtet werden, um die sichere Durchfahrt von Hilfskonvois zu ermöglichen.
Israel führt seit Oktober 2023 einen Vernichtungskrieg in Gaza, der von palästinensischer Seite und Menschenrechtsorganisationen als Völkermord eingestuft wird. Nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums wurden in Gaza bislang mehr als 59.730 Menschen getötet, die meisten davon Frauen und Minderjährige. Demnach wurden mindestens 144.477 Menschen verletzt.
Laut Schätzungen von Experten der UN dürfte die tatsächliche Zahl der getöteten Palästinenser bis zu 200.000 betragen. Denn zahlreiche Palästinenser werden vermisst oder liegen unter den Trümmern eingestürzter Häuser und können nicht geborgen werden.
Nach palästinensischen Angaben starben bisher mindestens 134 Menschen in Gaza an Hunger und Mangelernährung, davon 88 Minderjährige. Denn Israel behindert die uneingeschränkte Einfuhr von Lebensmitteln durch Hilfsorganisationen. Auch die Trinkwasserversorgung ist größtenteils zusammengebrochen.
Der Einsatz von Hunger als Kriegswaffe verstößt gegen das Völkerrecht und gilt als Kriegsverbrechen sowie Verbrechen gegen die Menschlichkeit.