GESELLSCHAFT
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Studie: Geflüchtete aus Afghanistan und Syrien zeigen gesellschaftliches Engagement
Geflüchtete aus Afghanistan und Syrien engagieren sich in Deutschland vielfach zivilgesellschaftlich. Eine neue Studie zeigt das Potenzial ihrer Diaspora-Organisationen – und fordert mehr politische Einbindung.
Studie: Geflüchtete aus Afghanistan und Syrien zeigen gesellschaftliches Engagement
Abdul Rahman Al Ali aus Syrien spielt an der U-Bahn Haltestelle Charlottenplatz auf einem open Piano. / Foto: DPA
3. Juli 2025

Viele Geflüchtete aus Afghanistan oder Syrien zeigen in Deutschland zivilgesellschaftliches Engagement – insbesondere für andere Menschen gleicher Herkunft oder im jeweiligen Heimatland. Das geht aus der Studie „Diaspora und mehr“ des Sachverständigenrats für Integration und Migration (SVR) hervor, die am Donnerstag in Berlin veröffentlicht wurde. Befragt wurden dafür durch den wissenschaftlichen Stab des SVR afghanische und syrische Organisationen.

„Unsere Untersuchung hat gezeigt, wie vielfältig die Landschaft der Diaspora-Organisationen ist“, erklärte dazu Studienautorin Karoline Popp. „Sie unterstützen Neuzugewanderte, vernetzen ihre Communitys nach innen und vertreten sie nach außen.“

Dabei gehe es sowohl um die Vernetzung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern im Exil als auch beispielsweise um den Zugang zu Hochschulen, kulturelle Veranstaltungen oder die ehrenamtliche Organisation von Sprachkursen in den Herkunftssprachen für zugewanderte Kinder.

Solche Diaspora-Organisationen „gestalten die deutsche Zivil- und Einwanderungsgesellschaft mit und fördern aktiv die Teilhabe ihrer Communitys in Deutschland“, hob Popp weiter hervor. Zugleich setzten sich diese trotz begrenzter finanzieller Mittel häufig für Verbesserungen in den Herkunftsländern Afghanistan und Syrien ein und leisteten beispielsweise humanitäre Unterstützung.

Dies gilt demnach besonders für syrische Organisationen. Nach dem Umbruch in Syrien im Dezember 2024 habe die syrische Diaspora in Deutschland schnell mobilisiert und Initiativen zum Wiederaufbau in Syrien auf den Weg gebracht.

Diaspora-Gruppen fordern Mitsprache in der Politik

„Die afghanischen und syrischen Organisationen können daher auch eine Ressource für die deutsche Politik und Verwaltung darstellen“, gab Popp weiter zu bedenken. Sie regte dafür Austauschformate zwischen Diaspora-Akteurinnen und Akteuren sowie den zuständigen deutschen Stellen in den Bereichen Integration sowie Außen- und Entwicklungspolitik an. Dieses Potenzial könne „besser genutzt werden“, empfahl sie.

„Die befragten Organisationen sind sehr motiviert, auch langfristig einen gesellschaftlichen Beitrag zu leisten“, betonte auch Ko-Autor Nils Friedrichs. Allerdings weist die Studie auch darauf hin, dass die Diaspora-Organisationen hinsichtlich ihrer Schwerpunktsetzung und Ausrichtung „äußerst heterogen“ seien. Gestärkt werden könnten sie durch einen „langfristigen Kapazitätsaufbau“, etwa durch eine Projektfinanzierung für Bereiche, wo diese bereits eine Expertise aufgebaut haben.

„Zugewanderte aus Afghanistan und Syrien, die die entsprechenden Voraussetzungen erfüllen, erhalten zunehmend Zugang zur deutschen Staatsangehörigkeit“, heißt es in der Studie zudem. Insbesondere unter Syrerinnen und Syrern sei der Wille zur Einbürgerung zuletzt sehr ausgeprägt gewesen.

Der SVR warnt davor, dass der aktuelle Ton in der Migrationsdebatte, der von Rückkehraufforderungen und Abschiebeforderungen geprägt sei, gerade diejenigen demotiviere, „die sich aktiv für Zusammenhalt und Teilhabe in der Einwanderungsgesellschaft einsetzen“.

QUELLE:AFP
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