Bei dem israelischen Angriff auf das Al-Ahli-Krankenhaus im Norden des Gazastreifens ist die Klinik nach Angaben des Chefs der Weltgesundheitsorganisation (WHO) schwer beschädigt worden. Die Notaufnahme, das Labor, Röntgengeräte und die Medikamentenausgabe seien zerstört worden, schrieb WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus auf der Plattform X. Er berief sich auf den Direktor der Einrichtung.
50 Patienten seien verlegt worden, 40 Schwerkranke hätten vor dem Angriff der israelischen Armee nicht transportiert werden können. Das Krankenhaus könne ohne Reparaturen keine neuen Patienten aufnehmen. Nach Angaben des Klinikdirektors sei ein Kind gestorben, weil es nicht habe versorgt werden können, berichtete der WHO-Chef.
Das israelische Militär und der Inlandsgeheimdienst Schin Bet teilten mit, die Widerstandsgruppe Hamas habe vom Krankenhaus Anschläge ausgeführt und geplant. Israels Armee habe vor dem Angriff angeblich Schritte unternommen, um Zivilisten zu schonen und Schäden an der Klinik in der Stadt Gaza möglichst gering zu halten, hieß es in der Erklärung. Zudem habe es vorab eine Warnung gegeben.
Israels Militär hatte im Laufe des Vernichtungskrieges in Gaza bereits zahlreiche Krankenhäuser zerstört und behauptet, sie dienten als Verstecke für Widerstandskämpfer. Die vermeintlichen Belege der israelischen Seite werden international angezweifelt und als Vorwand zur Zerstörung der medizinischen Infrastruktur bewertet.
Blockade der humanitären Hilfslieferungen
„Krankenhäuser sind durch das humanitäre Völkerrecht geschützt“, schrieb Tedros. „Angriffe auf die Gesundheitsversorgung müssen aufhören.“ Neben einem sofortigen Waffenstillstand in Gaza forderte er ein Ende der israelischen Blockade von Hilfslieferungen für die notleidende Bevölkerung in Gaza. Nach Angaben der WHO gehen Medikamente und anderes medizinisches Material zur Neige. Israel lässt seit Anfang März keine Lastwagen mit Hilfslieferungen mehr in das Palästinensergebiet.
Israel empört über deutsche Stellungnahme zum Krankenhaus-Angriff
Israels Regierung hat gereizt auf eine deutsche Stellungnahme zum Angriff Israels auf das Al-Ahli-Krankenhaus reagiert. Es habe sich um einen „präzisen Angriff“ auf ein einzelnes Gebäude gehandelt, das angeblich von der Hamas als Kommando- und Kontrollzentrum genutzt worden sei, schrieb das israelische Außenministerium auf der Plattform X. Es reagierte damit auf einen englischsprachigen X-Beitrag aus dem Hause der geschäftsführenden Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne).
In der Stellungnahme des Auswärtigen Amts hieß es: „Der grausame Hamas-Terror gehört bekämpft. Aber humanitäres Völkerrecht gilt, mit besonderer Schutzverpflichtung für zivile Orte. Wie soll ein Krankenhaus in weniger als 20 Minuten evakuiert werden?“ Baerbock selbst schrieb dies auf ihrem eigenen X-Account auch auf Deutsch.
Israels Vernichtungskrieg in Gaza geht weiter
Laut israelischen Angaben befinden sich derzeit noch 59 festgehaltene Israelis in Gaza, von denen mindestens 22 am Leben sein sollen. Ihre Übergabe war Teil eines Plans zur zweiten Phase der im Januar vereinbarten Waffenruhe, die zudem einen vollständigen Rückzug Israels aus dem Gazastreifen vorsah.
Seit dem 18. März hat die israelische Armee jedoch ihre Angriffe auf den Gazastreifen wieder verschärft. Nach palästinensischen Angaben wurden bei israelischen Angriffen seit dem Bruch der Waffenruhe mehr als 1.500 Palästinenser getötet und rund 4.100 weitere verletzt.
Seit Beginn des israelischen Vernichtungskriegs im Oktober 2023 wurden nach palästinensischen Angaben mehr als 50.900 Menschen im Gazastreifen getötet – die Mehrheit davon Frauen und Kinder. Demnach sind mindestens 116.100 weitere verletzt worden.