Nachdem die „New York Times“ ein Video zur Hinrichtung von 15 palästinensischen Rettungskräften in Gaza durch die israelische Armee veröffentlicht hatte, hat Israel seine Angaben zu dem Vorfall geändert. Das am Samstag veröffentlichte Filmmaterial widerspricht den israelischen Behauptungen und liefert neue Beweise dafür, dass die an dem Angriff beteiligten Fahrzeuge deutlich gekennzeichnet waren und die Sanitäter die Notbeleuchtung eingeschaltet hatten.
Zunächst hatte das israelische Militär behauptet, Soldaten hätten bei dem Vorfall am 23. März das Feuer auf „verdächtige“ Fahrzeuge eröffnet, die im Dunkeln ohne Kennzeichnung oder Warnlichter unterwegs gewesen seien. Dabei seien angeblich neun Mitglieder der Hamas und der Gruppe Islamistischer Dschihad getötet worden, die in Fahrzeugen des Roten Halbmondes unterwegs gewesen seien, hieß es weiter in der Behauptung.
Auf einem Video, das auf dem Mobiltelefon eines der Getöteten gefunden wurde, war jedoch zu sehen, dass Krankenwagen als solche zu erkennen waren und auch Warnlichter leuchteten. Ein Vertreter des israelischen Militärs erklärte daraufhin, in den ersten Berichten sei keine Rede von Lichtern gewesen. Offenbar habe die Person falsch gelegen, die den Bericht vorgelegt habe.
Trump verteidigt Israel trotz Hinrichtung von Rettungskräften
Das Weiße Haus erklärte am Sonntag, Präsident Donald Trump mache die Hamas für die Tötung der palästinensischen Rettungskräfte verantwortlich. „Die Hamas benutzt Krankenwagen und im weiteren Sinne menschliche Schutzschilde für den Terrorismus“, sagte ein Sprecher. „Präsident Trump versteht die unmögliche Situation, die diese Taktik für Israel schafft, und macht die Hamas voll verantwortlich“, hieß es in der Stellungnahme.
Das Massaker ereignete sich am 23. März. Die 15 Leichen der als Rettungskräfte klar gekennzeichneten Männer wurden eine Woche später in einem Massengrab von Mitarbeitern des Roten Halbmondes und der Vereinten Nationen gefunden. Ein Sanitäter überlebte, ein Mann wird noch vermisst.
Video mit letzten Minuten im Leben der Retter
Der Rote Halbmond hatte bei einem der getöteten Sanitäter ein Mobiltelefon gefunden, auf dem die letzten Minuten des Rettungstrupps per Video und Audio aufgezeichnet sind. Auf dem Video sind Krankenwagen und ein Feuerwehrfahrzeug zu sehen, die deutlich markiert sind und sich mit Scheinwerferlicht und Blaulicht fortbewegen. Anschließend fallen gezielt Schüsse durch israelische Soldaten. Im Hintergrund sind die letzten Worte des getöteten Sanitäters Rifat Radwan zu hören, der unter anderem seine Mutter um Verzeihung bittet, weil er als Rettungskraft diesen Weg gewählt habe, „um Menschen zu helfen“. Die Bildaufzeichnung bricht nach weniger als einer Minute ab, als der Konvoi unter israelischen Beschuss gerät. Nach Einschätzung des Roten Halbmonds wurden die unbewaffneten Retter aus nächster Nähe erschossen.
Eine Kopie des Materials sandte die Organisation nach eigenen Angaben an den UN-Weltsicherheitsrat. Durch einen UN-Diplomaten waren die Aufnahmen an die „New York Times“ gelangt, die sie in der Nacht zum Samstag veröffentlichte. Die Vereinten Nationen und das Palästinensische Rote Kreuz verlangen eine unabhängige Untersuchung der Hinrichtung der Sanitäter.