Die Zahl der Firmenpleiten in Deutschland ist einer Studie zufolge im ersten Quartal auf den höchsten Stand seit der Finanzkrise 2009 gestiegen. Von Januar bis März waren 4.237 Personen- und Kapitalgesellschaften von einer Insolvenz betroffen, wie das Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) am Dienstag mitteilte. Damit seien die Werte des vierten Quartals 2024 – in dem die höchsten Insolvenzzahlen seit dem Ende der großen Wirtschafts- und Finanzkrise Mitte 2009 gemessen wurden – nochmals um ein Prozent übertroffen worden.
Das IWH führt die negative Entwicklung nur zum Teil auf die aktuelle Konjunkturflaute zurück. „Extrem niedrige Zinsen haben Insolvenzen über viele Jahre verhindert, und während der Pandemie sind Insolvenzen von bereits zuvor schwachen Unternehmen aufgrund von Stützungsmaßnahmen ausgefallen“, sagte der Leiter der IWH-Insolvenzforschung, Steffen Müller. „Der Zinsanstieg und der Wegfall der Stützungsmaßnahmen haben ab 2022 Nachholeffekte bei Insolvenzen ausgelöst.“ Müller sieht in der Entwicklung eine schmerzhafte, aber notwendige Marktbereinigung, die Platz für zukunftsfähige Unternehmen mache.
Die Zahl der betroffenen Jobs in den größten zehn Prozent der insolventen Unternehmen stieg den Angaben nach um etwa ein Sechstel auf knapp 49.000. Schließungen großer Arbeitgeber führen häufig zu erheblichen und dauerhaften Einkommens- und Lohnverlusten bei den betroffenen Beschäftigten. „Mit Abstand am meisten Jobs waren in der Industrie betroffen“, hieß es dazu.
Verglichen mit dem ersten Quartal 2020 – also noch bevor die Corona-Pandemie das Insolvenzgeschehen prägte – stieg die Zahl der Insolvenzen in den ersten drei Monaten 2025 um 52 Prozent. Unter den großen Bundesländern gab es demnach die stärksten Zuwächse in Bayern (+80 Prozent) und Baden-Württemberg (+73 Prozent). Beide Länder verzeichnen zudem starke Anstiege bei den betroffenen Jobs (Bayern +93 Prozent, Baden-Württemberg +66 Prozent).