Der Chef der für die Verteilung von Hilfsgütern im Gazastreifen gegründeten privaten US-Stiftung Gaza Humanitarian Foundation (GHF), Jake Wood, ist von seinem Posten zurückgetreten. Wood verlasse die Organisation „mit sofortiger Wirkung“, teilte die GHF am Sonntag mit. Der geschäftsführende Direktor selbst erklärte, er habe sich zu dem Schritt gezwungen gesehen, nachdem er festgestellt habe, dass die Stiftung ihren Auftrag nicht gemäß den „humanitären Prinzipien“ erfüllen könne.
Wood betonte, er sei „stolz“ auf die Arbeit, die unter seiner Führung entwickelt worden sei, darunter ein „pragmatischer Plan, der die hungernden Menschen ernähren, die Sicherheitsbedenken hinsichtlich der Abzweigung von Hilfsgütern ausräumen und die Arbeit der langjährigen NGOs in Gaza ergänzen konnte“. Es sei jedoch klar geworden, dass es „nicht möglich“ seit, „diesen Plan umzusetzen und gleichzeitig die humanitären Grundsätze der Menschlichkeit, Neutralität und Unabhängigkeit“ einzuhalten.
Erst vergangene Woche hatte die GHF angekündigt, in Kürze ihre Arbeit vor Ort aufzunehmen. Sie werde „die Logistik, die Sicherheit und den Zugang wiederherstellen, den die herkömmlichen Hilfsorganisationen verloren“, erklärte die Organisation am Mittwoch.
Die GHF war im Zuge des zunehmenden internationalen Drucks auf Israel wegen seiner Blockade von Hilfslieferungen in den Gazastreifen gegründet worden. Das US-Außenministerium hatte die Gründung der privaten Stiftung Anfang Mai verkündet. International wurde der Plan wegen der vermeintlichen Umgehung der UNO und anderer Hilfsorganisationen scharf kritisiert.
Schweiz prüft Verfahren gegen Stiftung
In der Schweiz laufen Vorermittlungen gegen die GHF, die im Auftrag der USA Hilfslieferungen im Gazastreifen verteilen soll. Es werde geprüft, ob eine rechtliche Untersuchung der Aktivitäten der GHF eingeleitet werden müsse, teilte die zuständige Schweizer Aufsichtsbehörde am Sonntag mit. Zuvor hatte die Schweizer Nichtregierungsorganisation TRIAL International eine Überprüfung der von der UNO scharf kritisierten geplanten GHF-Hilfen gestellt.
Der GHF-Plan würde weitere Vertreibungen von Palästinensern erzwingen, hatte UN-Nothilfekoordinator Tom Fletcher gewarnt. „Er setzt Tausende von Menschen der Gefahr aus (...) Er beschränkt die Hilfe auf nur einen Teil des Gazastreifens, während andere dringende Bedürfnisse unbeachtet bleiben. Er macht die Hilfe von politischen und militärischen Zielen abhängig. Sie (die GDF) macht den Hunger zu einem Druckmittel.“
Die GHF erklärte gegenüber Reuters, dass sie sich strikt an die humanitären Grundsätze halte und keine Form der Zwangsumsiedlung von Zivilisten unterstützen werde. Sie will ihre Arbeit im Gazastreifen Ende Mai aufnehmen.
Israels Vernichtungskrieg in Gaza
Am vergangenen Montag gelangten erstmals nach mehr als elf Wochen israelischer Blockade wieder erste Hilfslieferungen in das Palästinensergebiet. Die UN und Hilfsorganisationen kritisierten jedoch, dass die gelieferten Hilfsgüter für die notleidende Bevölkerung bei Weitem nicht ausreichten.
Israel hatte nach dem Vergeltungsschlag der Hamas am 7. Oktober 2023 einen Vernichtungskrieg in Gaza gestartet. Erklärtes Ziel ist die Zerschlagung der Hamas, doch es wurden bisher Zehntausende Zivilisten getötet.
Nach palästinensischen Angaben wurden in Gaza seit dem 7. Oktober 2023 mehr als 53.900 Menschen durch israelische Angriffe getötet und rund 122.600 weitere verletzt. Beim Großteil der Getöteten handelt es sich demnach um Frauen und Minderjährige. Experten schätzen die Dunkelziffer weit höher, da noch viele Tote unter den Trümmern liegen und nicht geborgen werden können.