Ben & Jerry’s hat Israel öffentlich des Völkermords im abgeriegelten Gazastreifen bezichtigt – ein seltener und deutlicher Schritt für eine große Verbrauchermarke. In einer Stellungnahme vom Dienstag, die der Nachrichtenagentur Reuters vorliegt, erklärte der Vorstand des Unternehmens: „Ben & Jerry’s glaubt an Menschenrechte und setzt sich für Frieden ein. Wir schließen uns all jenen an, die den Völkermord in Gaza verurteilen.“
„Wir stehen an der Seite aller, die ihre Stimme gegen den Völkermord in Gaza erheben – von Unterzeichnern über Demonstrierende bis hin zu jenen, die eine Verhaftung riskieren“, heißt es darin weiter. „Wenn die Menschlichkeit auf dem Spiel steht, ist Schweigen keine Option. Jetzt ist die Zeit, der Macht die Wahrheit zu sagen.“
Bereits Anfang des Monats hatte Mitgründer Ben Cohen an einem Protest im US-Kongress teilgenommen und ein Ende des Völkermords in Gaza gefordert. Seine Protestaktion machte erneut auf das anhaltende Engagement der Marke für globale Gerechtigkeit aufmerksam.
Konflikt mit Unilever
Die Stellungnahme dürfte die Spannungen mit dem Londoner Mutterkonzern Unilever erneut anheizen. Als Unilever Ben & Jerry’s im Jahr 2000 übernahm, wurde vereinbart, dass der unabhängige Vorstand weiterhin über die soziale Mission und Marketingstrategie der Marke entscheidet.
Schon 2021 hatte Ben & Jerry’s mit seiner Ablehnung der illegalen israelischen Siedlungen im besetzten Westjordanland und Ost-Jerusalem für einen Konflikt mit Unilever gesorgt. Die Entscheidung führte zu Klagen, Sanktionen und erheblichen finanziellen Einbußen für den Konzern. Als Reaktion verkaufte Unilever später das Israel-Geschäft von Ben & Jerry’s an einen lokalen Vertriebspartner – was neue rechtliche Schritte der Marke nach sich zog.
Unilever hat die pro-palästinensische Positionierung des Vorstands mehrfach kritisiert und plant derzeit, seine Eissparte auszugliedern, um das Kerngeschäft zu straffen und weiteres Wachstum zu ermöglichen.