Die Regierung in Paris hat die Hilfe Frankreichs und der Europäischen Union bei der sicheren Verteilung von Hilfsgütern im Gazastreifen angeboten. Sein Land stehe „bereit, ebenso Europa, um zur Sicherheit der Lebensmittelverteilung beizutragen“, sagte der französische Außenminister Jean-Noël Barrot am Samstag dem Nachrichtensender LCI. Bei einer derartigen Initiative würden auch die Sorgen der israelischen Regierung berücksichtigt, dass bewaffnete Gruppen im Gazastreifen „diese humanitäre Hilfe veruntreuen“.
Wie die Unterstützung Frankreichs und der EU konkret aussehen könnte, führte Barrot nicht aus. Frankreichs Chefdiplomat brachte in dem Interview seine „Wut“ zum Ausdruck, dass in den vergangenen Wochen bereits 500 Menschen bei der Verteilung von Hilfsgütern im Gazastreifen ihr Leben verloren hätten.
Hunderte verzweifelte Palästinenser erschossen
Auch UN-Chef Antonio Guterres hatte am Freitag bei einer Pressekonferenz in New York die von der umstrittenen US-Organisation „Gaza Humanitarian Foundation“ (GHF) betriebenen Verteilpunkte als „von Natur aus unsicher“ bezeichnet. Zahlreichen Berichten zufolge wurden bislang Hunderte hilfesuchende Menschen binnen Wochen an diesen Verteilzentren von israelischen Soldaten vorsätzlich erschossen. Zuletzt hatte die israelische Zeitung Haaretz darüber berichtet und sich dabei auf Aussagen eines israelischen Soldaten berufen.
Nach einer fast dreimonatigen Totalblockade lässt Israel seit dem 19. Mai nur sehr beschränkt Hilfslieferungen in den belagerten Gazastreifen zu. Kaum mehr als 100 Lastwagen am Tag passieren den Grenzübergang in unregelmäßigen Abständen, zum Teil viel weniger. Die Vereinten Nationen fordern mindestens 500 bis 600 Lkw täglich, um die Grundversorgung zu sichern.
UN: „Gaza Humanitarian Foundation“ verstößt gegen Völkerrecht
Die UNO und große Hilfsorganisationen verweigern die Kooperation mit der US-Stiftung GHF. Sie werfen ihr vor, sich nach den Plänen der israelischen Armee auszurichten und damit gegen grundlegende humanitäre Prinzipien zu verstoßen.
Seit Ende Mai wurden nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Gaza mehr als 500 Menschen in der Nähe von Hilfszentren getötet und mehr als 4000 weitere verletzt. Am Samstag sprach der Zivilschutz im Gazastreifen von 37 Toten durch Angriffe und Schüsse der israelischen Armee, davon zwei durch Schüsse auf Menschen, die auf Hilfsgüter warteten.
Nach der Waffenruhe nach dem 12-tägigen israelischen Agriffskriegrieg gegen den Iran hat der Generalstabschef der israelischen Armee, Eyal Zamir, angekündigt, die Armee werde sich nun wieder auf den Gazastreifen „konzentrieren“, um die dortigen aus Israel verschleppten Geiseln heimzuholen und die Hamas zu zerschlagen.
Trotz wachsender internationaler Appelle für eine Waffenruhe führt Israel seinen Vernichtungskrieg in Gaza seit Oktober 2023 fort. Dabei wurden nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Gaza mehr als 62.600 Palästinenser getötet – größtenteils Frauen und Kinder. Demnach wurden rund 132.400 weitere verletzt. Experten schätzen die Dunkelziffer weit höher ein, da noch viele Tote unter den Trümmern liegen und nicht geborgen werden können.