Erneut ist ein Auto in einer deutschen Großstadt mitten in eine Menschenmenge gerast - mit tödlichem Ausgang. In der Mannheimer Innenstadt kamen nach Angaben der Polizei am Rosenmontag zwei Menschen ums Leben, fünf Menschen wurden schwer, fünf leicht verletzt. Alle Verletzten seien in Krankenhäuser gebracht worden. „Über das Ausmaß und die Schwere der Verletzungen bei den Betroffenen kann bislang keine Aussage getroffen werden“, hieß es. Der mutmaßliche Autofahrer, ein 40-jähriger Deutscher aus Rheinland-Pfalz, wurde festgenommen und liegt verletzt im Krankenhaus.
Das Landeskriminalamt habe mit der Staatsanwaltschaft Mannheim die Ermittlungen übernommen, teilten die Ermittler mit. Unklar ist bislang, ob es sich um einen Unfall handelt oder ob der Fahrer psychisch erkrankt ist. Nach Augenzeugenberichten soll der Mann mit seinem Wagen vom Friedrichsring kommend in die mehrere Hundert Meter lange Haupteinkaufstraße gerast sein und auf Höhe des Paradeplatzes mehrere Passanten an- oder umgefahren haben. Auf den Planken und rund um den Wasserturm findet derzeit ein Fasnachtsmarkt mit Dutzenden Imbissbuden und Fahrgeschäften statt.
Trümmer in der Einkaufsmeile
Einem dpa-Reporter zufolge lagen Trümmer am Ort des Geschehens. Auf Fotos ist zudem der völlig demolierte schwarze Kleinwagen des mutmaßlichen Fahrers zu sehen.
Polizei: Mannheimer Innenstadt meiden
Die Polizei bat Menschen, die Innenstadt zu meiden und großräumig zu umfahren. Um Betroffene zu versorgen, wurde eine psychologische Betreuung vor Ort eingerichtet. Die Uniklinik Mannheim setzte nach eigenen Angaben einen Katastrophen- und Einsatzplan um, mit dem die Versorgung von Verletzten vorbereitet wird. Es seien insgesamt acht Traumateams bereitgestellt worden, sowohl für Erwachsene als auch für Kinder. Derzeit würden dort zwei Erwachsene und ein Kind mit hoher medizinischer Dringlichkeit versorgt.
Fastnachtsumzüge abgesagt
Nach der Mannheimer Todesfahrt sind mehrere für Dienstag geplante Fasnachtsumzüge in Baden-Württemberg abgesagt worden. In Mannheim wurden nach Angaben der Stadt die für Dienstag geplanten Fasnachtsumzüge in den Vororten Feudenheim, Neckarau und Sandhofen abgesagt. Der sogenannte Fasnachtsmarkt am Wasserturm sei geschlossen, die Straßenfasnacht in der Innenstadt finde nicht statt, berichtete die Stadt.
Betroffen sind auch die Städte Heidelberg und Schwetzingen im Rhein-Neckar-Kreis. In Weinheim an der Bergstraße (ebenfalls Rhein-Neckar-Kreis) fällt der sogenannte Marktplatzfasching aus, wie die Kommune bestätigte. In Heidelberg verständigten sich die im Heidelberger Karneval Komitee zusammengeschlossenen Vereine und die Stadt in einer Krisensitzung auf den Schritt. Schwetzingen liegt westlich von Heidelberg.
„Die schrecklichen Bilder aus Mannheim sind erschütternd und wir sind in Gedanken bei den Opfern und ihren Familien. Unsere Nachbarstadt muss zum zweiten Mal binnen eines Jahres so eine furchtbare Gewalttat erleiden – in so einer Situation war es für uns unvorstellbar, bei uns in Heidelberg einen fröhlichen Fastnachtszug zu feiern“, so Heidelbergs Oberbürgermeister Eckart Würzner.
Wie der Festausschuss Karlsruher Fastnacht mitteilte, findet der Fastnachtsumzug in der badischen Metropole am Dienstag statt. „Eine Absage ist bisher nicht geplant“, teilt das Gremium auf Anfrage mit.
Politiker bekunden Trauer
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier drückte den Angehörigen der Opfer sein tiefes Mitgefühl ausgedrückt. „Ich verfolge die Entwicklung in Mannheim, soweit das hier möglich ist, sehr aufmerksam“, sagte Steinmeier zum Beginn einer Pressekonferenz mit dem Präsidenten Paraguays in der Hauptstadt Asunción. „Es ist furchtbar, was sie durchmachen müssen.“ Den Verletzten wünschte Steinmeier rasche Genesung. Der Bundespräsident dankte außerdem der Polizei und den Rettungskräften für ihren Einsatz.
Ähnlich äußerten sich Bundeskanzler Olaf Scholz und Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz. Scholz schrieb auf X: „Erneut trauern wir mit den Angehörigen der Opfer einer sinnlosen Gewalttat und bangen um Verletzte. Damit können wir uns nicht abfinden.“ CDU-Chef Merz erklärte ebenfalls auf X: „Meine Gedanken sind bei den Opfern und ihren Angehörigen. Der Vorfall – wie auch die schrecklichen Taten der vergangenen Monate – mahnt uns eindringlich: Wir müssen alles tun, um solche Taten zu verhindern.“ Deutschland müsse wieder ein sicheres Land werden.