Frankreichs Regierung hat dem Iran mit weitreichenden Sanktionen der Europäer gedroht, sollte das Land nach den tödlichen Luftangriffen Israels nicht erneut zu Verhandlungen über sein Atomprogramm bereit sein. Außenminister Jean-Noël Barrot sagte am Samstag dem Nachrichtensender LCI, wie im 2015 mit Teheran geschlossenen Atomabkommen festgelegt, könnten die Vertragsstaaten, darunter Frankreich und Deutschland, bei Verstößen die durch das Abkommen aufgehobenen umfangreichen Strafmaßnahmen gegen den Iran wieder in Kraft setzen.
Wenn Teheran sich weigere, „aufrichtig über einen strengen und dauerhaften Rahmen für sein Atomprogramm zu verhandeln“, könne Frankreich „mit seinen europäischen Partnern einfach mit einem simplen Brief in der Post auf den Iran wieder das weltweite Embargo für Waffen, Atomausrüstung sowie Banken und Versicherungen anwenden, das vor zehn Jahren aufgehoben wurde“, sagte Barrot. Deshalb spiele Europa „so oder so eine zentrale Rolle in den Verhandlungen“ mit dem Iran.
Frankreich, Deutschland, Großbritannien, die USA, Russland und China hatten das Atomabkommen mit dem Iran im Jahr 2015 geschlossen, um den Iran am Bau einer Atombombe zu hindern. Die USA stiegen 2018 während der ersten Präsidentschaft von Donald Trump einseitig aus dem Abkommen aus. Der Mechanismus, bei Verstößen des Irans ausgesetzte Sanktionen gegen das Land wieder in Kraft zu setzen, läuft am 18. Oktober aus.
Am 13. Juni hatte Israel mehrere Orte im Iran attackiert, darunter militärische und nukleare Anlagen. Als Begründung führte die israelische Regierung den Vorwurf an, Teheran arbeite an einem Atomprogramm. Der Iran wies die Behauptungen zurück und reagierte mit Gegenangriffen. Es folgten zwölf Tage der Eskalation, die in US-Luftschlägen auf drei zentrale Atomanlagen im Iran gipfelte.
Nach Angaben iranischer Behörden wurden in dem Konflikt insgesamt mehr als 600 Menschen im Iran getötet, darunter viele Zivilisten. Auf israelischer Seite kamen offiziellen Angaben zufolge insgesamt 29 Menschen ums Leben. Der von US-Präsident Trump verkündete Waffenstillstand trat am Dienstag in Kraft.