Der palästinensische Regisseur Hamdan Ballal ist nach Angaben eines israelischen Kollegen im besetzten Westjordanland festgenommen worden. Vor seiner mutmaßlichen Festnahme durch die israelische Armee sei der Filmemacher von „einer Gruppe“ extremistischer jüdischer Siedler angegriffen worden, erklärte der Regisseur Juval Abraham am Montag im Onlinedienst X. Abraham und Ballal waren kürzlich mit dem Oscar für ihren Dokumentarfilm „No Other Land“ ausgezeichnet worden, der die Vertreibung der Palästinenser aus Dörfern im besetzten Westjordanland durch die israelische Armee thematisiert.
Die radikalen israelischen Siedler hätten Ballal geschlagen, schrieb Abraham bei X. Dieser habe Verletzungen an Kopf und Bauch erlitten. Anschließend hätten Soldaten Ballal aus einem herbeigerufenen Krankenwagen mitgenommen. „Seither keine Spur von ihm“, schrieb Abraham.
Der Vorfall ereignete sich Aktivisten der Organisation Center for Jewish Nonviolence zufolge in dem Dorf Sussija im Süden des besetzten Westjordanlandes. Mitglieder der NGO hätten den Vorfall gefilmt, hieß es. Die israelische Armee erklärte auf Anfrage der Nachrichtenagentur AFP, dass sie die Informationen prüfe.
„No Other Land“
Der Dokumentarfilm „No Other Land“ eines palästinensisch-israelischen Teams gewann Anfang März den Oscar für den besten Dokumentarfilm. Die Regisseure Basel Adra und Yuval Abraham nutzten die Bühne in Los Angeles, um auf die prekäre Situation in ihrer Region aufmerksam zu machen. Der palästinensische Filmemacher Adra forderte die Welt auf, „ernsthafte Maßnahmen zu ergreifen, um die Ungerechtigkeit zu beenden und die ethnische Säuberung des palästinensischen Volkes zu stoppen“. Der israelische Journalist Abraham sprach sich für nationale Rechte für sowohl das israelische als auch das palästinensische Volk aus und kritisierte in diesem Kontext die Außenpolitik der USA. Er forderte „eine politische Lösung ohne ethnische Vorherrschaft, mit nationalen Rechten für unsere beiden Völker“.
„No Other Land“ von Adra, Abraham, Rachel Szor und Hamdan Ballal dreht sich um die Vertreibung von Palästinensern in den Dörfern von Masafer Jatta südlich von Hebron im besetzten Westjordanland.
Bei der Berlinale im vergangenen Jahr hatte die Produktion den Dokumentarfilmpreis gewonnen. Auch beim Europäischen Filmpreis hatte „No Other Land“ als bester Dokumentarfilm abgeräumt.