GAZA-KRIEG
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Solidarität mit Rümeysa Öztürk: Bostoner Professor startet Hungerstreik
Ein US-Professor ist aus Protest gegen die Inhaftierung der türkischen Doktorandin Rümeysa Öztürk in den Hungerstreik getreten. Der Fall steht sinnbildlich für die zunehmende Repression gegen pro-palästinensische Stimmen an US-Universitäten.
Solidarität mit Rümeysa Öztürk: Bostoner Professor startet Hungerstreik
Solidarität mit Rümeysa Öztürk: Bostoner Professor startet Hungerstreik./ Foto:AA
vor 6 Stunden

Der Umweltwissenschaftler Nathan Phillips von der Boston University hat einen Hungerstreik begonnen, um auf die Inhaftierung der türkischen Fulbright-Stipendiatin und Tufts-Doktorandin Rümeysa Öztürk aufmerksam zu machen. Er sieht darin nicht nur einen Einzelfall, sondern einen Teil einer gezielten Kampagne gegen pro-palästinensische Stimmen in den Vereinigten Staaten.

Der Professor begann seinen Hungerstreik am Dienstag – nachdem die Universitätsleitung mehrfach ein „Free Rümeysa“-Banner aus dem Fenster seines Büros im vierten Stock entfernt hatte. Die Maßnahme sei ein Ausdruck zunehmender Zensur an US-Universitäten, so Phillips.

Inhaftierung durch maskierte ICE-Beamte

Rümeysa Öztürk, die im Bereich Kinder- und Humanentwicklung an der Tufts University promoviert, wurde am 25. März von maskierten Beamten der US-Einwanderungsbehörde ICE vor ihrer Wohnung in Somerville bei Boston festgenommen. Der Vorgang löste nicht nur unter Studierenden, sondern auch bei Lehrkräften Fassungslosigkeit aus. Phillips beschreibt das Vorgehen als „Entführung“ und spricht von einer „Verletzung der US-Verfassung“.

„Wenn ihr das Banner wieder entfernt, beginne ich zu hungern“

Bereits mehrmals hatte der Professor das Banner an seinem Bürofenster angebracht – und jedes Mal wurde es entfernt. Schließlich klebte er eine Notiz an seine Tür: „Wenn ihr das Banner erneut entfernt, beginne ich mit einem Hungerstreik.“ Am Dienstag war es erneut verschwunden – Phillips hielt Wort.

In einem Gespräch mit dem Dekan der geisteswissenschaftlichen Fakultät wurde ihm mitgeteilt, das Entfernen politischer Botschaften entspreche den universitären Richtlinien. Für Phillips jedoch ist die Maßnahme ein Symbol für die zunehmende Unterdrückung abweichender Meinungen auf dem Campus.

Solidarität mit verfolgten Studierenden

In seinem Büro hängen Porträts von Rumeysa Öztürk sowie von Mahmoud Khalil, einem Absolventen der Columbia University, der ebenfalls von Abschiebung bedroht ist. Beide sehen sich – ebenso wie der palästinensische Akademiker Mohsen Mahdawi – gezielten Repressionen wegen ihrer pro-palästinensischen Haltung ausgesetzt.

Phillips kündigte an, seinen Hungerstreik fortzusetzen, solange es seine Gesundheit erlaubt – und zwar so lange, bis alle drei freigelassen werden. Um seine Lehrverpflichtungen nicht zu gefährden, nimmt er weiterhin Flüssigkeiten, Elektrolyte, ungesüßten Kaffee und Kräutertees zu sich – feste Nahrung lehnt er ab.

Kritik an der Instrumentalisierung des Antisemitismusbegriffs

Phillips betont, dass er echten Antisemitismus klar verurteilt. Gleichzeitig warnt er jedoch vor einer politischen Instrumentalisierung des Begriffs, um legitime Kritik an der israelischen Regierung und Unterstützung für Palästina zu unterdrücken. Kritik an der israelischen Politik – insbesondere an der kollektiven Bestrafung der palästinensischen Bevölkerung in Gaza – dürfe nicht automatisch als antisemitisch diffamiert werden.

Gericht erkennt Verletzung verfassungsmäßiger Rechte an

Ein US-Bundesrichter in Vermont, William Sessions, stellte am vergangenen Freitag fest, dass Öztürk „erhebliche Beweise“ dafür vorgelegt habe, dass ihre Inhaftierung ihre verfassungsmäßigen Rechte auf freie Meinungsäußerung und ein faires Verfahren verletze.

Die Festnahme erfolgte offenbar in Reaktion auf einen von ihr mitverfassten Meinungsbeitrag in einer Campuszeitung, in dem die Leitung der Tufts University kritisiert wurde. Das Ziel sei gewesen, sie für ihre politische Haltung zu bestrafen und andere einzuschüchtern.

Der Richter forderte die Regierung auf, Öztürk bis zum 1. Mai nach Vermont zu überstellen. Eine Kautionsanhörung ist dort für den 9. Mai angesetzt, eine weitere Anhörung zum Fall soll am 22. Mai stattfinden.

Phillips sieht in der Behandlung Öztürks ein beunruhigendes Signal für den Zustand der Meinungsfreiheit in den USA: „Wenn internationale Studierende ohne Begründung ihre Visa verlieren und wie Kriminelle behandelt werden, dann ist das nicht mehr das Land, das ich einmal kannte.“

QUELLE:TRT Deutsch
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