Nach dem Gipfel in Alaska hat US-Präsident Donald Trump den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj sowie weitere europäische Staats- und Regierungschefs über sein Treffen mit Kremlchef Wladimir Putin informiert. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Morgen aus deutschen Regierungskreisen. Über Inhalte der Gespräche wurde zunächst nichts bekannt.
Nach Angaben mitreisender Journalisten führte Trump auf seinem Rückflug von Alaska nach Washington ein längeres Telefonat mit Selenskyj. Danach sprach er mit Nato-Verbündeten, berichteten die Journalisten unter Berufung auf eine Pressesprecherin Trumps.
Nach Angaben der EU-Kommission nahmen an den Gesprächen mit Trump und Selenskyj teil: Bundeskanzler Friedrich Merz, EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron, der britische Premierminister Keir Starmer, Italiens Regierungschefin Giorgia Meloni, der finnische Präsident Alexander Stubb, Polens Präsident Karol Nawrocki und Nato-Generalsekretär Mark Rutte - sowie US-Außenminister Marco Rubio und der US-Sondergesandte Steve Witkoff.
Es folgten weitere Beratungen von europäischen Regierungschefs. Die EU-Botschafter der Mitgliedstaaten sollen heute zu einem außerordentlichen Treffen zusammenkommen, um sich zu dem Alaska-Treffen auf den Stand bringen zu lassen.
Keine Aussagen zu Waffenruhe
Trump und Putin beendeten ihr Treffen in Alaska ohne Äußerungen zu einer möglichen Waffenruhe im Ukraine-Krieg, greifbare Ergebnisse wurden nicht bekannt. Trump sprach zwar von Einigungen in wichtigen Punkten, blieb Details aber schuldig. Auch Putin erwähnte Vereinbarungen, die Ausgangspunkt für eine Lösung des Ukraine-Konflikts sein könnten.
Trump wollte sich nach eigenen Angaben mit den Europäern und Selenskyj besprechen. „Ich werde mit der Nato telefonieren, in Kürze werde ich die verschiedenen Personen anrufen, die ich für geeignet halte, und natürlich auch Präsident Selenskyj, um ihnen von dem heutigen Treffen zu berichten“, hatte er nach dem Gespräch mit Putin in Alaska gesagt. „Letztendlich liegt die Entscheidung bei ihnen.“
Trump: Kein Deal
Inhaltlich blieb kurz nach dem Treffen der beiden auf einem Militärstützpunkt in der Stadt Anchorage vieles im Ungefähren. „Es gibt keinen Deal, bis es einen Deal gibt“, sagte Trump lediglich beim anschließenden Pressestatement. Man habe ein „äußerst produktives Treffen“ gehabt, „viele Punkte“ seien vereinbart worden, nur wenige seien noch offen - davon einer besonders bedeutend. Zunächst wolle er jedoch mit den Nato-Verbündeten und Selenskyj telefonieren.
Europäer suchten gemeinsame Linie mit Trump
Vor dem Alaska-Gipfel hatten die Europäer am Mittwoch versucht, Trump in gemeinsamen Beratungen auf fünf Punkte für mögliche Friedensgespräche festzulegen - darunter einen Waffenstillstand und Sicherheitsgarantien. Kanzler Friedrich Merz (CDU) machte bei einer Pressekonferenz mit Selenskyj deutlich: „In Alaska müssen grundlegende europäische und ukrainische Sicherheitsinteressen gewahrt bleiben.“
Die Europäer und Selenskyj hatten befürchtet, dass sich Trump und Putin in Alaska auf Gebietsabtretungen der Ukraine an Russland verständigen könnten, die Kiew strikt ablehnt. Merz sagte am Mittwoch, deutlich gemacht worden sei, dass die Ukraine mit am Tisch sitzen müsse, sobald es Folgetreffen gebe.
Enttäuschung über Alaska-Gipfel
Der CDU-Außenpolitiker Roderich Kiesewetter zog ein negatives Fazit des Alaska-Gipfels. Dieser habe „kein gutes Ergebnis“ gebracht, sagte er im „Morgenmagazin“ der ARD. „Es ist eher ein schwarzer Freitag gewesen.“ Es gebe weder einen Waffenstillstand noch ernsthafte Konsequenzen - „sondern eine Einladung von Trump nach Moskau“. Putin habe kein Interesse an Verhandlungen, außer, um sich wieder auf Augenhöhe auf der internationalen Bühne zu präsentieren, sagte Kiesewetter. „Das ist Putin eindeutig gelungen. Er wirkt rehabilitiert, während der Krieg fortgesetzt wird.“ Die Europäer müssten jetzt begreifen, dass Trump kein Interesse an einem stärkeren Engagement der USA in der Ukraine.
Der frühere Top-Diplomat Wolfgang Ischinger, ehemaliger Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz, schrieb auf der Plattform X: „Kein wirklicher Fortschritt - ganz klar 1:0 für Putin - keine neuen Sanktionen. Für die Ukrainer: nichts. Für Europa: tiefst enttäuschend.“ Putin habe seinen roten Teppich mit Trump bekommen, Trump dagegen nichts. Wie zu befürchten gewesen sei, gebe es keinen Waffenstillstand und keinen Frieden.