Syriens neuer Übergangspräsident Ahmed al-Scharaa hat für das von 13 Jahren Bürgerkrieg gezeichnete Land eine „Konferenz des nationalen Dialogs“ angekündigt. „Wir werden in den nächsten Tagen ein Komitee ankündigen, das die Konferenz des nationalen Dialogs vorbereiten soll“, sagte al-Scharaa am Donnerstag in seiner ersten Rede an die Nation seit seiner Ernennung. Das Komitee werde sich „die verschiedenen Standpunkte zu unserer künftigen politischen Agenda anhören“.
Al-Scharaas vorab aufgezeichnete und von mehreren Fernsehsendern ausgestrahlte Rede erfolgte nach einem Treffen mit dem Emir von Katar, Tamim bin Hamad al-Thani, in Damaskus - dem ersten Besuch eines Staatsoberhaupts in Syrien seit der Flucht des gestürzten Präsidenten Baschar al-Assad nach Moskau und der Einsetzung neuer Behörden durch die derzeitige Führung.
In seiner Ansprache versicherte al-Scharaa zudem, dass zu seinen Prioritäten die Aufrechterhaltung des „zivilen Friedens“ und die Wahrung der territorialen Einheit unter „einer einzigen Autorität“ in dem durch den Krieg zersplitterten Land gehörten. Weiter sagte er, die neuen Behörden müssten „die Verbrecher verfolgen, die syrisches Blut vergossen und Massaker und Verbrechen begangen haben“, egal ob sie sich im Land oder im Ausland befänden. Zudem verpflichtete er sich, eine „echte Übergangsjustiz“ einzuführen.
Al-Scharaa war am Mittwoch von der syrischen Übergangsregierung zum „Präsidenten für die Übergangsphase“ ernannt worden. Zudem beschloss die neue Führung nach dem Sturz von Langzeitpräsident Baschar al-Assad die Auflösung des alten Parlaments und setzten die Verfassung von 2012 vorerst außer Kraft.
Rebellenkämpfer hatten unter der Führung der HTS-Rebellengruppe am 8. Dezember Damaskus eingenommen und die jahrzehntelange Assad-Diktatur in Syrien beendet. Assad, dem Entführung, Folter und Ermordung von Andersdenkenden vorgeworfen werden, floh nach Russland.