Zehn Jahre nach ihrer Aussage „Wir schaffen das“ sieht die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel große Fortschritte bei der Integration der damals in Deutschland aufgenommenen Flüchtlinge. Inzwischen sei zumindest beim männlichen Teil der Geflüchteten die Beschäftigungsquote fast so hoch wie in der Gesamtbevölkerung, sagte die CDU-Politikerin der „Augsburger Allgemeinen“ (Donnerstag).
„Das ist schon auch eine riesige Leistung, die dort vollbracht ist“, betonte Merkel. Sie sehe deshalb den Satz „Wir schaffen das“ und ihre damalige Entscheidung, die in Ungarn gestrandeten Flüchtlinge aufzunehmen, nicht kritisch.
Es sei für sie unvorstellbar gewesen, Wasserwerfer an die Grenzen zu stellen und Menschen zurückzudrängen, sagte Merkel. „In der Politik muss man sich fragen: Was ist eigentlich die Alternative?“ Es sei eigentlich immer nur um eine einzige Frage gegangen, nämlich ob man vom Blick der deutschen Grenzen aus oder europäisch denke, erklärte Merkel. Sie betonte, für sie sei es immer um eine europäische Lösung gegangen - anstatt den Konflikt mit Nachbarländern zu suchen.
Ihre Formulierung von vor zehn Jahren, die mittlerweile zum Symbol der Migrationspolitik von damals geworden ist, sei für sie nichts Besonderes gewesen. „Ich habe in den Reden, die ich im Laufe meiner Kanzlerschaft gehalten habe, sehr, sehr oft den Satz ,Wir schaffen das‘ gesagt“, erklärte Merkel. „Der hat nur nie die große Aufmerksamkeit bekommen, weil er in dieser Situation natürlich sehr markant war“, fügte sie hinzu.
Die Entscheidung der damaligen Kanzlerin, zwischen 2015 und 2016 die Grenzen offen zu halten und hunderttausende über die Balkanroute Geflüchtete nach Deutschland einreisen zu lassen, hat das Land vor massive Herausforderungen gestellt und ist heute noch Gegenstand kritischer Debatten.