Angesichts des aktuellen Berichts zur Hungersnot in Gaza hat die türkische Regierung Israel für Kriegsverbrechen und Verstöße gegen das Völkerrecht verantwortlich gemacht, die bislang ohne Konsequenzen geblieben sind. Der Bericht der Initiative Integrated Food Security Phase Classification (IPC) hatte am Samstag eine Hungersnot in Teilen des Gazastreifens bestätigt. Betroffen sind laut der Untersuchung, die auch von den UN anerkannt wird, zunächst rund 514.000 Menschen in Gaza. Bis Ende September könne die Zahl auf 641.000 steigen.
Das Außenministerium in Ankara erklärte, die Ergebnisse zeigten erneut das Ausmaß der humanitären Katastrophe im Gazastreifen. Das Ministerium forderte ein dauerhaftes Waffenstillstandsabkommen, die strafrechtliche Verfolgung der Verantwortlichen vor internationalen Gerichten und die ungehinderte Öffnung von Hilfskorridoren für die Menschen in Gaza. Türkiye werde den legitimen Kampf des palästinensischen Volkes weiterhin unterstützen, hieß es in der Mitteilung weiter.
UN-Generalsekretär António Guterres hatte zuvor in Bezug auf den IPC-Bericht von einer „menschengemachten Katastrophe“ und einem „Versagen der Menschheit“ gesprochen. Hungersnot sei nicht allein ein Mangel an Nahrungsmitteln, sondern der Zusammenbruch überlebensnotwendiger Strukturen, betonte er.
Nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Gaza sind seit Oktober 2023 mindestens 281 Menschen infolge von Unterernährung gestorben, darunter 114 Kinder. Israel hält seit dem 2. März alle Grenzübergänge geschlossen und blockiert Hilfslieferungen. Humanitäre Hilfe wird derzeit in stark beschränkter Menge über die Verteilzentren der umstrittenen US-Stiftung Gaza Humanitarian Foundation von Israel zugelassen. Dabei riskieren täglich Tausende hilfesuchende Palästinenser ihr Leben, da israelische Soldaten an den Verteilzentren Schüsse abfeuern.
Insgesamt wurden seit Beginn der israelischen Angriffe auf Gaza im Oktober 2023 mehr als 62.600 Palästinenser getötet. Große Teile des Gazastreifens gelten inzwischen als unbewohnbar.