Weltweit haben Staats- und Regierungschefs sowie UN- und Journalistenverbände auf den israelischen Angriff auf das Nasser-Krankenhaus in Gaza mit Empörung reagiert. In der Klinik in Chan Junis wurden bei dem israelischen Angriff am Montag nach örtlichen Angaben 20 Menschen getötet. Unter ihnen waren fünf Journalisten, die für die Nachrichtenagenturen Associated Press (AP) und Reuters sowie des katarischen Senders Al-Jazeera arbeiteten.
Die Zivilschutzbehörde in Gaza warf Israel vor, mit einer Drohne eines der Krankenhausgebäude angegriffen zu haben. Während Verletzte aus dem Gebäude getragen wurden, habe die Armee im Anschluss aus der Luft angegriffen, sagte Behördensprecher Mahmud Bassal. Der Organisation der Auslandspresse in Israel (FPA) zufolge gab es „keine Vorwarnung“. Die Angriffe hätten eine Treppe außerhalb des Krankenhauses getroffen, „wo sich Journalisten häufig mit ihren Kameras aufstellen“.
Zu den Getöteten Journalisten gehören Hussam Al Masri, der als Fotojournalist für die Nachrichtenagentur Reuters arbeitete; Mariam Abu Daqqa, die als Journalistin für verschiedene Medien tätig war, darunter The Independent Arabic und die Nachrichtenagentur Associated Press; Ahmed Abu Aziz vom Quds Feed Network, Mohammed Salama von Al-Jazeera und Moaz Abu Taha von Reuters.
Nach Angaben des Medienbüros in Gaza stieg die Zahl der seit Beginn des israelischen Völkermords in Gaza im Oktober 2023 getöteten Journalisten damit auf 246. Israel wird vorgeworfen, mit den Tötungen systematisch die objektive Berichterstattung aus dem Kriegsgebiet zu verhindern.
Regierungen und Organisationen weltweit verurteilten den israelischen Angriff auf das Nasser-Krankenhaus in Gaza:
Türkiye
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan verurteilte den israelischen Angriff und erklärte, die „erbarmungslose“ Regierung von Israels Ministerprasident Benjamin Netanjahu setze ihre brutalen Angriffe unablässig fort.
Das Kommunikationsbüro des türkischen Präsidenten bezeichnete das jüngste Massaker in Chan Junis als „Angriff auf die Pressefreiheit und ein weiteres Kriegsverbrechen“.
USA
Auch US-Präsident Donald Trump äußerte sein Missfallen über den Angriff auf das Nasser-Krankenhaus. „Ich bin darüber nicht glücklich. Ich will das nicht sehen“, sagte Trump vor Reportern im Oval Office.
Großbritannien
Der britische Außenminister David Lammy zeigte sich entsetzt über die israelischen Angriffe. „Zivilisten, medizinisches Personal und Journalisten müssen geschützt werden. Wir brauchen sofort einen Waffenstillstand“, schrieb Lammy auf X.
Spanien
Spanien verurteilte den israelischen Angriff und nannte ihn eine „eindeutige“ und „inakzeptable“ Verletzung des humanitären Völkerrechts. „Die spanische Regierung verurteilt den israelischen Angriff auf das Nasser-Krankenhaus in Gaza, bei dem vier Journalisten und unschuldige Zivilisten getötet wurden“, erklärte das Außenministerium.
Deutschland
Deutschland erklärte, man sei „schockiert über die Tötung mehrerer Journalist:innen, Rettungskräfte und anderer Zivilisten“. „Dieser Angriff muss untersucht werden“, teilte das Außenministerium auf X mit und forderte Israel zudem auf, „sofortigen unabhängigen Zugang für ausländische Medien zu ermöglichen und Journalist:innen in Gaza Schutz zu gewähren“.
Auch Bundeskanzler Friedrich Merz kritisierte den israelischen Angriff mit zahlreichen Toten scharf. Was die israelische Armee tue, sei „nicht akzeptabel“, sagte er am Dienstag in Berlin.
Italien
Israel müsse die Sicherheit von Journalisten in Gaza gewährleisten, sagte der italienische Außenminister Antonio Tajani. „In Bezug auf die Medien in Gaza haben wir bereits gemeinsam mit vielen anderen Ländern ein Dokument verabschiedet. Unsere Haltung zur Pressefreiheit bleibt unverändert“, erklärte Tajani und bezog sich dabei auf die gemeinsame Erklärung von 27 Staaten in der vergangenen Woche.
Frankreich
Der französische Präsident Emmanuel Macron bezeichnete die israelischen Angriffe als „nicht hinnehmbar“ und forderte Tel Aviv auf, das Völkerrecht zu respektieren.
Katar
Das Außenministerium Katars verurteilte den Angriff als „ein neues Kapitel in der laufenden Serie abscheulicher Verbrechen“ Israels. „Der Ansatz der Besatzung, Journalisten sowie Hilfs- und medizinisches Personal gezielt anzugreifen, erfordert dringende und entschlossene internationale Maßnahmen, um Zivilisten den notwendigen Schutz zu gewähren und sicherzustellen, dass die Täter dieser Gräueltaten nicht ungestraft davonkommen“, hieß es in einer Erklärung.
Iran
Der Sprecher des iranischen Außenministeriums, Esmail Bakaei, verurteilte den Krankenhausangriff als „brutales Kriegsverbrechen, geplant und ausgeführt vom zionistischen Regime im Rahmen eines Plans zum Völkermord an den Palästinensern“.
Bakaei verlangte, die USA für die Unterstützung Israels zur Mitverantwortung zu ziehen.
Kanada
„Kanada ist entsetzt über den israelischen Angriff auf das Nasser-Krankenhaus in Gaza, bei dem fünf Journalist:innen und zahlreiche Zivilisten, darunter Rettungskräfte und medizinisches Personal, getötet wurden. Solche Angriffe sind inakzeptabel“, erklärte das Außenministerium.
UN
„Es ist absolut erschreckend“, erklärte die Sprecherin des UN-Büros für die Koordination humanitärer Angelegenheiten (OCHA), Olga Cherevko, der Nachrichtenagentur Anadolu. Cherevko fügte hinzu, dass die Bilder des Angriffs auf den Bildschirmen „unfassbar“ seien und sie an frühere ähnliche Angriffe auf Krankenhäuser erinnerten.
Das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte erklärte, „die Tötung von Journalisten in Gaza sollte die Welt schockieren“ und zu Forderungen nach Gerechtigkeit anstatt zum Schweigen bringen.
Die UN-Sonderberichterstatterin für die besetzten palästinensischen Gebiete, Francesca Albanese, forderte die Staaten auf, sofort Maßnahmen zu ergreifen, um das „Massaker“ in Gaza zu stoppen.
OIC
Die Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIC) verurteilte die Tötung von Journalisten und Medienvertretern durch Israel in Gaza als „Kriegsverbrechen“ und „Angriff auf die Pressefreiheit“.
EU
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen forderte Israel auf, die Tötung jener zu stoppen, die „versuchen, der Welt zu berichten, was in Gaza geschieht“.
Palästinensische Journalistengewerkschaft
„Die Gewerkschaft bekräftigt, dass dieses abscheuliche Verbrechen eine gefährliche Eskalation im direkten und gezielten Angriff auf palästinensische Journalist:innen darstellt und ohne jeden Zweifel bestätigt, dass die Besatzung einen offenen Krieg gegen freie Medien führt, mit dem Ziel, Journalist:innen zu terrorisieren und daran zu hindern, ihre professionelle Aufgabe wahrzunehmen, ihre Verbrechen der Welt zu offenbaren.“
Reporter ohne Grenzen (RSF)
Reporter ohne Grenzen verurteilte die israelischen Angriffe scharf und forderte ein sofortiges Eingreifen des UN-Sicherheitsrats, um die Tötungen zu stoppen. Die internationale Presseorganisation erklärte, dass fünf palästinensische Journalist:innen „gezielt vom israelischen Militär ins Visier genommen“ wurden.
Foreign Press Association
Die Foreign Press Association in Jerusalem forderte eine „sofortige Erklärung“ vom israelischen Militär und verlangte, dass es seine „abscheuliche Praxis, Journalisten gezielt anzugreifen, beendet“.
Ärzte ohne Grenzen (MSF)
Ärzte ohne Grenzen erklärte, man sei „zutiefst bestürzt“ über den Tod der freien Fotografin Mariam Abu Daqqa bei dem Angriff, die zuvor für die Organisation gearbeitet hatte. „Während Israel weiterhin internationales Recht missachtet, werden die einzigen Zeugen ihrer genozidalen Kampagne gezielt ins Visier genommen. Das muss jetzt beendet werden“, hieß es.