Nach Aussage des türkischen Finanzministers Mehmet Şimşek will Türkiye seinen Kurs zur Eindämmung der Inflation entschlossen fortsetzen. Ziel sei es, die Teuerung bis 2027 in den einstelligen Bereich zu senken, sagte Şimşek in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview. Die Voraussetzungen dafür seien weitgehend geschaffen.
„Die Disinflation verläuft planmäßig. Wichtig ist für uns, dass dieser Rückgang von Dauer ist“, so der Minister. Trotz einer weiterhin hohen Inflationsrate geht die Regierung davon aus, dass die Teuerung bis Ende des Jahres innerhalb der Spanne von 19 bis 29 Prozent bleibt. Im kommenden Jahr soll sie unter 20 Prozent fallen.
Wie aktuelle Daten zeigen, schwächte sich die Inflation im Juli auf 33,5 Prozent ab – ein deutlicher Rückgang gegenüber dem Höchststand von 75 Prozent im Mai 2024.
Gleichzeitig senkte die Zentralbank zuletzt den Leitzins um 300 Basispunkte auf 43 Prozent. Dies sei Ausdruck stabilisierter Märkte und eines fortschreitenden disinflationären Trends.
Koordinierte Politik und Ausgabendisziplin
Şimşek verwies auf die enge Abstimmung zwischen Geld-, Fiskal- und Einkommenspolitik als Schlüsselfaktor. „Die Geldpolitik wirkt über Nachfrage, Wechselkurs und Erwartungen auf die Inflation, während die Koordination mit der Fiskalpolitik diesen Effekt verstärkt“, so der Minister.
Trotz Risiken durch Rohölpreise, Handelszölle und Lebensmittelpreise sehe die Regierung den Kurs nicht gefährdet. Man sei bereit, nötige Maßnahmen zu ergreifen, um äußeren Schocks entgegenzuwirken, so Şimşek.
Das Wirtschaftswachstum werde sich in diesem Jahr leicht unter dem Zielwert von vier Prozent bewegen – jedoch handelt es sich laut Şimşek um eine temporäre Abschwächung. Im ersten Quartal lag das Wachstum bei zwei Prozent.
Externe Finanzierung im Fokus
Mit Blick auf den Staatshaushalt kündigte Şimşek an, trotz möglicher Einnahmeausfälle infolge niedrigerer Inflation an der Ausgabendisziplin festzuhalten. Der Leistungsbilanzsaldo werde unter den Erwartungen bleiben. Das wäre ein positiver Trend
Zudem baut die türkische Regierung ihre internationale Finanzierungsbasis aus. Für 2023 und 2024 wurden laut Şimşek bereits 17,4 Milliarden US-Dollar für entwicklungsorientierte Projekte gesichert. Im laufenden Jahr seien bislang rund 7 Milliarden US-Dollar mobilisiert worden.
Türkiye strebt laut dem Finanzminister an, in den kommenden drei Jahren mehr als 40 Milliarden US-Dollar an externer Finanzierung einzuwerben. Dies soll unter anderem über Kooperationen mit der Weltbank, der Islamischen Entwicklungsbank und der Asiatischen Infrastruktur-Investitionsbank (AIIB) geschehen.