NAHOST
3 Min. Lesezeit
Studie: 4 Prozent der Bevölkerung Gazas getötet
Der Gaza-Krieg gilt laut einer neuen Studie als einer der tödlichsten Konflikte des 21. Jahrhunderts. Dem Konfliktforscher Michael Spagat zufolge hat Israel bereits etwa vier Prozent der Einwohner getötet.
Studie: 4 Prozent der Bevölkerung Gazas getötet
Foto: Trt World / TRT World
29. Juni 2025

Laut einem Bericht der israelischen Zeitung Haaretz sind in Israels Vernichtungskrieg gegen den Gazastreifen etwa 100.000 Palästinenser getötet worden – das macht etwa vier Prozent der Gesamtbevölkerung des Gebiets aus. Diese Zahl übersteigt deutlich die bisherigen Angaben des Gesundheitsministeriums in Gaza, das seit Oktober 2023 mehr als 56.300 Tote gemeldet hatte.

Neben den direkten Angriffen sind laut Haaretz auch viele Menschen infolge indirekter Kriegsfolgen wie Hunger, Kälte und Krankheiten gestorben, da das Gesundheitssystem vollständig zusammengebrochen sei.

Während israelische Beamte und Medien die palästinensischen Angaben zu den Opferzahlen oft reflexartig als übertrieben zurückgewiesen hätten, würden nun immer mehr internationale Experten die Glaubwürdigkeit dieser Angaben bestätigen – und die tatsächlichen Zahlen sogar für noch höher halten, heißt es in der Tageszeitung weiter.

Zitiert wird eine neue Studie des Konfliktforschers Prof. Michael Spagat vom Royal Holloway College der Universität London, der auf Todesfälle in bewaffneten Konflikten spezialisiert ist. Die Untersuchung beruht demnach auf einer repräsentativen Befragung von 2000 Haushalten im Gazastreifen mit insgesamt rund 10.000 Personen.

Demnach sind bis Januar 2025 rund 75.200 Menschen durch direkte Gewaltanwendung gestorben; die große Mehrheit davon infolge israelischer Angriffe.


Einer der tödlichsten Kriege des 21. Jahrhunderts

Laut der Studie waren 56 Prozent der Todesopfer Minderjährige oder Frauen – ein Wert, der laut Haaretz im Vergleich zu anderen Konflikten seit dem Zweiten Weltkrieg außergewöhnlich hoch ist.

In der Studie wird betont, dass der Vernichtungskrieg in Gaza zu den blutigsten des 21. Jahrhunderts gehört – insbesondere im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung und zum Anteil getöteter Zivilisten. Selbst wenn absolute Opferzahlen in Syrien, der Ukraine oder im Sudan höher lägen, nehme Gaza im Verhältnis zur Bevölkerungsgröße sowie beim Verhältnis zwischen zivilen und militärischen Opfern einen traurigen Spitzenplatz ein.

Der Anteil getöteter Frauen und Kinder sei in Gaza mehr als doppelt so hoch wie in anderen aktuellen Konflikten – etwa im Vergleich zu Konflikten im Kosovo (20 Prozent), in Nordäthiopien (9 Prozent), Syrien (20 Prozent) oder Sudan (23 Prozent).

„Ich denke, wir liegen bei etwa vier Prozent der Bevölkerung, die getötet wurden“, stellt der Experte in der Untersuchung fest. „Mir ist kein anderer Fall im 21. Jahrhundert bekannt, der diese Rate erreicht hat.“

Trotz weltweiter Forderungen nach einem Waffenstillstand greift die israelische Armee seit Oktober 2023 die Menschen im Gazastreifen auf brutalste Weise mit High-Tech-Waffen an. Auch jüngst gingen Aufnahmen von schutzsuchenden Menschen, die bei den israelischen Bombardements bei Leibe verbrannt wurden, im Netz viral. 

Im November 2024 hatte der Internationale Strafgerichtshof Haftbefehle gegen Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und seinen damaligen Verteidigungsminister Yoav Gallant wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit erlassen. Israel steht zudem vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag wegen des Vorwurfs des Völkermords an der Bevölkerung des Gazastreifens.

QUELLE:TRT World
Wirf einen Blick auf TRT Global. Teile uns deine Meinung mit!
Contact us